5 bezaubernde Städte in der Toscana – #2 Geheimtipp Lucca
Die kleine Stadt Lucca wollte ich unbedingt sehen, das hatte ich mir fest vorgenommen für unseren Aufenthalt in der Toscana. 5 bezaubernde Städte in der Toscana haben wir uns diesmal näher angesehen und der Geheimtipp Lucca, immer ein wenig im Schatten des mächtigen Pisa, ist unbedingt einen Besuch wert!
5 bezaubernde Städte in der Toscana – #2 Geheimtipp Lucca
Lucca gilt als eines der schönsten Städtchen der Toscana, berühmt für seinen seit dem Mittelalter perfekt erhaltenen breiten Schutzwall und für seine 100 Kirchen. Kleiner Vatikan wird Lucca deshalb auch genannt. Wenn du durch das historische Zentrum läufst, fühlst du dich tatsächlich ein wenig in frühere Zeiten versetzt. In jeder Gasse gibt es architektonische Kleinode zu sehen, seien es Wohnhäuser oder Bankgebäude, seien es kleine oder große Plätze oder eben eine der vielen Kirchen.
Etwas Historie
Der Name Lucca entstand aus dem etruskischen luk, Sumpf. Der wurde durch Kanäle trockengelegt. Die Entstehung der Stadt geht bis in die vorrömische Zeit der Etrusker im 8. Jahrhundert vor Chr. zurück. Ab dem 3. Jahrhundert vor Chr. bis ins Mittelalter entstand die ursprüngliche Stadtmauer, die in mehreren Kreisen erweitert wurde und den antiken Stadtkern umfasst. Reste dieser Stadtmauer sind noch heute in der Via Girolamo, Via Beccheria, San Lucia und Via del Moro zu erkennen. Das schachbrettartige Straßenmuster ist bis heute erhalten geblieben.
Lucca war eine reiche Stadt. Bis ins späte Mittelalter hinein war es sogar die führende Stadtrepublik der Toscana, erst später setzte sich Florenz durch. Und auch bemerkenswert: Als einzige Stadt der Toscana blieb Lucca von den Medici unabhängig. Das lag sicher zu einem großen Teil auch an seinen mächtigen Mauern.
Der Schutzwall
Der heutige Schutzwall stammt aus dem 15. Jahrhundert und ist über 4 km lang und unversehrt erhalten, das ist einmalig. Es ist ein mächtiger Verteidigungswall aus Lehm, begrenzt von einer 12 Meter hohen Ziegelsteinmauer.
Auf diesem Wall kann man bequem zu Fuß oder mit dem Fahrrad die Stadt umkreisen oder auch einfach ein wenig spazieren gehen, wie es auch die Luccheser tun. Der Weg oben auf dem Wall ist ca. 10 Meter breit und sogar mit Bäumen bewachsen. Er ähnelt oben drauf eher einem Park als einem Schutzwall. Einmal im Jahr findet auf der Stadtmauer ein Radrennen statt.
Piazza dell’Anfiteatro
Die Piazza dell’Anfiteatro, auch kurz Piazza Anfiteatro, ist ein öffentlicher Platz und ein unverzichtbares Ziel bei einem Besuch von Lucca. Er wirkt sehr ungewöhnlich durch seine ovale Form. Die erklärt sich mit seiner ursprünglichen Bestimmung: ein von den Römern erbautes Amphitheater war hier, damals noch außerhalb der ursprünglichen Stadtmauern.
Als dann der Platz in der Altstadt nicht mehr ausreichte, wurde der Mauerring erweitert und das Amphitheater in Wohnhäuser umgebaut. Heute ist dies ein bezaubernder großer, ovaler Platz, gesäumt von pastellfarbenen Häusern und mit vier Torbögen als einzigen Zugängen. Hier gibt es viele Cafés und Restaurants und quirliges Leben.
Auch wir haben uns hier einen Platz im Außenbereich eines Bistros gesucht, siehe weiter unten. Als ein Schauer aufkam, wurden blitzschnell große Schirme aufgespannt und mit Seilen gesichert.
Torre Guinigi
Vorbei an der Piazza Anfiteatro führt die Via Fillungo, eine typisch mittelalterliche Straße mit kleinen antiken Läden, den botteghe.
Auffallend beim Spaziergang durch Lucca sind die imposanten Türme. Die reiche Luccheser Familie Guinigi ließ im 14. Jahrhundert einen 44 m hohen Turm bauen, der den Namen Torre Guinigi trägt und einer der letzten erhaltenen der 250 Türme des mittelalterlichen Lucca ist. Er ist auch das Wahrzeichen der Stadt Lucca.
Die Legende
Hier gibt es eine alte Legende: Der höchste Baum war von Paolo Guinigi gepflanzt worden. Als er von Francesco Sforza gefangen genommen und in der Burg eingekerkert wurde, so heißt es, kündigte dieser Baum, der alle Blätter verlor, damit Guinigis Tod an.
Mit seinem Ziegelbau ist der Turm ein typisches Beispiel für die romanisch-gotische Architektur Luccas: Drillingsfenster, Vierbogenfenster, Wappen, Gesimse und Plaketten – alles ist zu finden.
Heute ist die Torre Guinigi zusammen mit der perfekt erhaltenen Stadtmauer Wahrzeichen von Lucca.
Auf den Torre Guinigi führen 230 Stufen. Belohnt wird der Besucher nach dem Aufstieg auf die kleine, mit Steineichen bewachsene Plattform mit einem wunderschönen Ausblick über die roten Dächer Luccas und die Hügellandschaft der Toscana.
Torre delle Ore
Von hier oben aus zu bewundern ist der Torre delle Ore, ein Glockenturm, der bereits 1390 genutzt wurde, um den Bürgern von Lucca die Zeit anzuzeigen. Von Lambruccio Cerlotti (ich liebe italienische Namen!) wurde die mechanische Uhr konstruiert, deren Mechanismus 1752 erneuert wurde. Nach 207 Stufen könntest du den immer noch funktionierenden Mechanismus der Turmuhr ansehen. Wir haben das aber nicht gemacht.
Zecca di Lucca
Gleich neben der Torre Guinigi findest du die Münzherstellung Zecca di Lucca. Sie ist bereits seit 650 vor Chr. in Betrieb und damit eine der ältesten Münzereien Europas.
Das Museum der Münzstätte befindet sich im Gebäude Casermetta di San Donato auf der Stadtmauer. Das Museum enthält auch eine Bibliothek mit Schriftstücken, die das lange Bestehen der ältesten Münzstätte in Europa dokumentieren, und eine historische Werkstatt, die in Lucca von 650 bis 1843 aktiv war. Weiterhin gibt es Arbeitsmaschinen, eine Rekonstruktion des Arbeitsraums und Handwerkszeug der Münzherstellung.
Die Münzanstalt prägt heute Münzen der Stadt Lucca nach historischen Vorbildern.
Auf den Spuren von Giacomo Puccini
Sehr stolz ist Lucca auf seinen berühmten Sohn Giacomo Puccini. Er wurde am 22. Dezember 1858 in der Casa di Corte San Lorenzo geboren, das heute das Puccini-Museum (Casa Puccini) ist.
In der Kirche Santi Paolino e Donato wurde Giacomo Puccini sozusagen als Komponist am 12. Juli 1877 geboren, also mit 17 Jahren. Sein erstes bekanntes Werk Mottetto Plaudite populi, komponiert während seiner Schulzeit in Lucca, wurde zu diesem Fest des San Paolino erstmalig aufgeführt. Dies kam so gut an, dass es in den folgenden Jahren wiederholt wurde. Sein Startschuss als Komponist.
Puccini trat als Student 1878 am Teatro del Giglio auch als Pianist auf, jedoch mit nur mäßigem Erfolg. Später kehrte er als Komponist zurück und fast alle seine Werke wurde zu triumphalen Erfolgen.
Im Caffé Di Simo in Via Fillungo war Giacomo Puccini Stammgast. Dort sind noch große Teile der Originaleinrichtung sowie einige Erinnerungsstücke der Literaten, Schauspieler und Musiker seiner Zeit erhalten.
Kirchen in Lucca
Lucca wird ja auch die Stadt der 100 Kirchen genannt. Wir haben sie nicht alle gefunden, nicht einmal alle gesucht. Aber natürlich kommst du an mindestens diesen beiden nicht vorbei:
Zum Beispiel San Martino
Sehr beeindruckend ist der Dom San Martino mit seinen herausragenden Meisterwerken: das antike Kreuz Volto Santo (heiliges Antlitz) war eines der wichtigsten Pilgerziele des Mittelalters.
Außerdem ist der Marmorsarkophag der Ilaria del Carretto sehenswert und ein Meisterwerk. Ilaria war die Gemahlin des Stadtherrn Paolo Guinigi, der Lucca von 1400 bis 1430 regierte. Nach dem frühzeitigen Tod Ilarias im Alter von 26 Jahren beauftragte ihr Gemahl den Bildhauer Jacopo della Quercia mit der Anfertigung eines Sarkophags aus Marmor und Stein, dessen Fertigung zwei ganze Jahre dauerte.
Der Sarkophag wurde in die Mitte des Domes gestellt und blieb dort bis 1430. In diesem Jahr wurde Paolo Guinigi von der Stadt verbannt und all seine Güter, darunter auch das Grabmonument, konfisziert. Der Sarkophag kam in eine unbedeutende Ecke in der Nähe der Sakristei.
Heute ist das Grabmonument Ilaria del Carretto, das zu den schönsten Beispielen der italienischen Grabskulptur des 15. Jahrhunderts zählt, in der Kathedrale San Martino zu besichtigen. Die Überreste Ilarias sind allerdings nicht mehr im Sarkophag aufbewahrt, sondern in der Kapelle der Villa Guinigi.
Oder San Michele in Foro
Die Kirche Chiesa di San Michele auf der gleichnamigen Piazza befindet sich auf dem ehemaligen Forum Romanum und bildete schon immer das Zentrum von Lucca. Der Bau der Kirche begann 1070. Alles überragend ist die einzigartig gestaltete Marmorfront der Kirche mit der 4 m hohen Statue San Michele.
Weitere Kirchen in Lucca:
- Basilica di San Frediano
- Chiesa di San Agostino
- Chiesa di San Alessandro
- Chiesa di San Francesco
- Chiesa di San Cristoforo
- Chiesa dei Santi Giovanni e Reparata
Kulinarisches
Wir hatten uns natürlich vorgenommen, in Lucca etwas Leckeres zu essen. Aber wo? Beim Bummel durch die Gassen fiel uns die Pizzicheria La Grotta auf, zu deutsch Wurstwarengeschäft.
Im hinteren Teil war auch ein Restaurant angezeigt, danach machten wir uns auf die Suche: immer linksherum. Und plötzlich standen wir auf der oben erwähnten Piazza Anfiteatro und fanden einen Platz im Bistro La Grotta.
Rezept Panzanella
Panzanella ist ein toscanischer Klassiker. Früher wurde damit altes Brot wiederverwertet, indem es im Vorfeld in Wasser und Weinessig aufgeweicht und anschließend mit verschiedenstem Gemüse, also dem, was es gerade so gab, vermischt wurde. Für Panzanella gibt es verschiedene Rezepte und Zubereitungsarten.
Zubereitung:
- Das altbackene, würfelig geschnittene Brot in eine Schüssel geben, kaltes Wasser und Weinessig hinzufügen und einweichen lassen, bis das Brot weich ist.
- Währenddessen die Rispentomaten und die Gurke würfelig schneiden. Die rote Zwiebel sehr fein schneiden.
- Das Gemüse in einer Schüssel zusammenmischen und mit nativem Olivenöl extra, Salz, frisch gemahlenem Pfeffer und frisch gepflückten Basilikumblättern abschmecken.
- Das Brot ausdrücken, zum Gemüse geben, vermischen und mit ein paar fein geschnittenen Knoblauchzehen servieren.
- Du kannst das eingeweichte Brot auch mit gerösteten Brotwürfeln ersetzen, die du mit Rosmarin aromatisiert.
- Du kannst den Panzanella-Salat auch mit kleinen Garnelen oder Shrimps verfeinern, die du vorher mit etwas nativem Olivenöl extra in der Pfanne schwenkst.
Ich fand diese Panzanella sehr lecker und geschmackvoll. Am besten gefällt sie mir mit geröstetem Brot und ganz einfach mit Tomaten, Gurken und Zwiebeln. Ein perfektes Sommeressen. Du kannst den Salat aber auch wunderbar nur mit Tomaten (z. B. in verschiedenen Farben und Formen) zubereiten. Hauptsache, sie sind reif.
Auf diesem belebten Platz jedenfalls war es einfach wunderschön, eine Kleinigkeit zu essen und Leute zu beobachten.
Fazit
Lucca ist immer noch eine Art Geheimtipp, nicht so mondän wie Florenz, nicht so groß und bekannt wie Pisa, nicht so museal wie Arezzo, aber eigentlich bietet diese Stadt alles, was die Toscana ausmacht: uralte Stadt, malerische Gassen, Kunst an jeder Ecke, Kultur pur, kulinarische Genüsse, Wein, Kirchen und und und. Es ist alles da.
Eine wunderschöne Stadt, die ich dir nur empfehlen kann. Warst du schon einmal in Lucca? Oder welche Stadt ist deine Lieblingsstadt in der Toscana? Erzähl doch mal.
2 Comments
Sieglinde Graf
Sehr fein hast Du Lucca beschrieben, gleich kamen viele Erinnerungen hoch.
Die wunderbare Piazza dell’Anfiteatro, die man nur durch wenige Zugänge erreicht. Eine ganz besondere Atmosphäre. Dort haben wir auch gesessen auf einen caffè.
Vergessen hatte ich die vielen Kirchen. Deine schönen Fotos erinnern mich dann wieder. Es sind wirklich prachtvolle darunter.
Unvergessen natürlich Puccini. So stolz sind die Luccheser auf ihn. Auf dem Turm waren wir auch und haben die abwechslungsreiche Dachlandschaft bewundert.
Leider war es bei uns ein Montag, als wir dort waren. Die Läden waren geschlossen!
So hatten wir reichlich Gelegenheit auf den grünen Wällen spazieren zu gehen. 🙂
Schön mit Dir nochmals durch die Gassen zu schlendern und Deine sehr fundierten Informationen und Tipps zu lesen.
Cari saluti, Sieglinde
Karen
Vielen Dank, liebe Sieglinde, dein Kommentar freut mich sehr.
Das ist ja das Schöne, wenn man noch einmal eintaucht in solche Aufenthalte: du erlebst es gleich noch einmal.
Bleibe mir gewogen, ich freue mich.
Liebe Grüße
Karen