5 bezaubernde Städte in der Toscana - #5 San Gimignano
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5 bezaubernde Städte in der Toscana – #5 San Gimignano

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5 bezaubernde Städte in der Toscana habe ich versprochen, dir vorzustellen. Hier kommt sie nun, meine #5: San Gimignano. Wobei meine #5 auch genauso die Nummer 1 sein könnte, die Reihenfolge folgt keiner Bewertung.

5 bezaubernde Städte in der Toscana – #5 San Gimignano

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Toscanatipps: Skyline von San Gimignano

Vor einigen Jahren schon waren wir in dieser kleinen Stadt der Türme gewesen. Sie ist die am besten erhaltene Stadt der Toscana und wird auch das Manhattan des Mittelalters genannt. Kein Wunder, die Türme von San Gimignano zeigen eine erstaunliche Skyline mit ihren schlanken Türmen, wenn man bedenkt, zu welcher Zeit und mit welchen Mitteln sie hier mitten in der Toscana erbaut wurden.

San Gimignano ist seit 1990 eine UNESCO Weltkulturerbe-Stadt. Sie liegt auf einem 324 Meter hohen Hügel des Elsa-Tals über der gewellten Landschaft der Toscana und bietet deshalb natürlich wunderbare Ausblicke, vor allem, wenn du auf einen der übrig gebliebenen Türme kletterst. Heute sind nur noch dreizehn dieser einst 65 Türme erhalten, sie sind das Wahrzeichen dieser einzigartigen kleinen Stadt.

Mal wieder etwas Geschichte

San Gimignano soll bereits um 300 bis 200 v. Chr. von den Etruskern besiedelt worden sein. Namensgeber der Stadt war der Bischof von Modena, der heilige Geminiano. Er soll das Dorf vor den barbarischen Horden des Totila geschützt haben.

Hier kommt ein großer Sprung: Die freie Stadt stritt bis ins 14. Jahrhundert mit den Bischöfen von Volterra in langjährigen Kriegen um Besitzrechte. Sie musste gegen die Nachbarorte zu Felde ziehen und nahm eigenständig an der Seite von Florenz an den großen Machtkämpfen des 13. Jahrhunderts teil.

Auch innerhalb der Stadtmauern kam es zu blutigen Kämpfen zwischen den Familien der Salvucci und der Ardinghelli, und ab Mai 1300 hielt sich der berühmte Dichter und Philosoph Dante Alighieri als Vermittler und Botschafter in San Gimignano auf. Im Jahre 1319 versuchte er sich erneut, damals wichtiger Florentiner Politiker, als Streitschlichter, allerdings vergeblich. Offenbar ein streitsüchtiges Städtchen.

San Gimignano konnte sich schließlich im 14. Jahrhundert nicht mehr neben den Großmächten behaupten. Im Jahre 1348 wurde die Stadt neben Kriegsverlusten und Familienfehden auch noch durch die Pest stark geschwächt. Das war das Ende der Unabhängigkeit, vier Jahre später, im Jahre 1352, ergab sich die Stadt dem Schutz von Florenz.

Die Blütezeit der Stadt dauerte insgesamt 160 Jahre an, ihr Wohlstand beruhte auf Handel und dem Anbau von Safran, mit dem man Seidenstoffe färbte. Die Frankenstraße, siehe unten, verlor im Spätmittelalter allmählich an Bedeutung, weil der Handel bequemere Wege vorzog. Die Stadt, die einst Gesetze gegen übertriebenen Luxus erlassen hatte, verarmte.

Heute ist die Haupteinnahmequelle der Tourismus mit Zehntausenden von Besuchern jedes Jahr und steht damit den größeren Städten Siena und Florenz nicht nach.

Via Francigena

San Gimignano war eine Station der Via Francigena (Frankenstraße). Auf diesem Hauptverkehrsweg des mittelalterlichen Italiens zogen Händler und Pilger vom Norden nach Rom. Eine Route dieses Pilgerwegs führt durch San Gimignano. Das brachte Waren und Reichtum in die Stadt.

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San Gimignano – Pilgerweg Via Francigena

Die Via Francigena ist Teil eines ganzen Bündels von Routen, auch Römerstraßen genannt, die von Westeuropa, insbesondere von Frankreich aus, nach Südeuropa bis nach Rom führten. Von dort dann weiter nach Apulien, wo es Häfen gab zur Einschiffung ins Heilige Land, ein weiteres Ziel für Pilger und vor allem für die Kreuzfahrer.

1994 wurde die Via Francigena zur Kulturroute des Europarates erklärt und wird wie der Jakobsweg nach Santiago de Compostela zu einer der wichtigsten Pilgerrouten in Europa.

Wir wollen aber nicht pilgern, sondern die Stadt anschauen.

Porta San Giovanni

Nachdem wir einen Parkplatz gefunden hatten, in der Hauptreisezeit wie in Volterra nicht einfach, zieht es uns hinauf in das Städtchen. Wir betreten die ummauerte Stadt durch ein beeindruckendes Stadttor, die Porta San Giovanni aus dem 13. Jahrhundert. Sie ist das südliche Stadttor und war früher der Zugang für diejenigen Pilger, die von Siena über die Via Francigena, die Frankenstraße, kamen, die durch San Gimignano führte.

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Toscana – Porta San Giovanni in San Gimignano

Gekennzeichnet durch einen abgesenkten Bogen im Sieneser Stil, hat das Stadttor ein vorstehendes oberes Wachhaus, das auf dem unteren Mauerwerk mit einer Reihe von Konsolen thront, die mit dreilappigen hängenden Bögen verziert sind. Sehr beeindruckend. Als wir hindurchgingen, fühlte es sich an wie der Eintritt ins Mittelalter.

Via San Giovanni

Alle Straßen führen zum Zentrum und wir folgen von der Porta San Giovanni der Via San Giovanni mit den zahlreichen Souvenirläden, Geschäften mit Töpferwaren und Ledersachen, Galerien, Bistros. Auch Safran und Wein sind im Angebot der Feinkostläden. Vor einer Metzgerei macht ein ausgestopftes Wildschwein auf die Spezialität der Gegend aufmerksam, cinghiale (Wildschwein). Aber bitte nicht anfassen!

Eine Galerie, iSculpture, hat es uns besonders angetan, und wir gehen hinein, um uns einige der wunderschönen Kunstwerke anzusehen. Besonders die Skulpturen von Gerald Moroder gefallen uns. Wirklich sehr besonders, das war ein toller Auftakt.

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Die Via San Giovanni Richtung Piazza della Cisterna

Vorbei geht es am Palazzo Pratellesi aus dem 14. Jahrhundert entlang der Via San Giovanni. Es ist sehr belebt, wir sind nicht die einzigen Touristen hier. Weiter werden wir mit dem Besucherstrom zu der dreieckigen Piazza della Cisterna, dem Herzstück der mittelalterlichen Stadt, getrieben.

Piazza della Cisterna

Es ist Hochsaison und wir sind nicht alleine hier. Ganz offensichtlich ist San Gimignano kein Geheimtipp, aber das wussten wir natürlich.

In der Mitte des ungewöhnlichen dreieckigen Platzes steht die 1273 gebaute achteckige Zisterne aus Travertin, einem mediterranen Naturstein.

Türme und Paläste aus dem 13. und 14. Jahrhundert sind rund um diesen Platz gebaut, auf dem früher Märkte, Feste und Turniere stattfanden. Das verarbeitete Material ist nicht einheitlich wie in anderen Städten, sondern sehr unterschiedlich: Sandstein, rötliche Steine, Travertin-Quader, auch direkt nebeneinander verbaut wie auf dem Foto oben zu sehen.

Einige düstere Legenden sind mit den Gebäuden auf diesem Platz verbunden, kein Wunder bei der kämpferischen Geschichte. Heute aber wirkt er lebhaft und schön mit zahlreichen kleinen Restaurants und Cafés in den alten Mauern.

Piazza del Duomo – Domplatz

Angrenzend, nur durch einen offenen Durchgang getrennt, liegt die Piazza del Duomo mit sehr vielfältigen Bauformen.

Eine breite Freitreppe führt hinauf zur 1148 erbauten romanischen Kirche Santa Maria Assunta, Maria Himmelfahrt. Sie ist trotz ihres schmucklosen Anblicks die wichtigste Kirche am Ort, eine römisch-katholische Stiftskirche und Basilika.

In Santa Maria Assunta werden die Reliquien des oben erwähnten heiligen Geminiano aufbewahrt, dem hier ein Altar geweiht wurde. Außerdem ist das Innere der Basilika wunderschön mit Fresken ausgemalt.

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Die romanische Kirche Santa Maria Assunta – Stiftsbasilika

Gegenüber liegt der Palazzo del Podestá, das ehemaliges Rathaus.

Ebenfalls am Domplatz: der Palazzo del Popolo, ein um 1300 erbauter Palast mit Gemälden und Fresken sowie mit dem 54 m hohen Torre Grossa, ein wahrer Koloss. Heute beherbergt der Palazzo das Rathaus der Gemeinde.

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Piazza del Duomo mit Basilika und Torre
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Palazzo Popolo mit Torre Grossa

Die Geschlechtertürme

Rivalisierende Adelsfamilien ließen im Wettstreit als Ausdruck ihrer Macht diese sogenannten Geschlechtertürme errichten. Jede Familie wollte mit ihrem Turm die anderen übertreffen. Je höher das Bauwerk, desto mächtiger die Familie des Besitzers. Also je höher, desto einflussreicher und mächtiger. Ein wahrer Wettlauf oder auch Schaulaufen genannt. (Kennt man heutzutage auch irgendwie, oder?) Einzige Einschränkung: Nur der Rathausturm durfte nicht überragt werden.

Der Torre del Podestà – oder Torre Grossa – ist dieser Rathausturm, gelegen an der Piazza del Duomo und seit seiner Errichtung im Jahr 1311 mit 54 Metern der höchste Turm von San Gimignano. Er beherbergt das Städtische Museum und ist auch der einzige, den man noch besteigen kann.

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Türme von San Gimignano – teilweise fast unheimlich

Weitere Türme in San Gimignano

  • Torri degli Ardinghelli (ein Doppelturm an der Piazza della Cisterna)
  • Torre del Diavolo (Teil des Palazzo dei Cortesi, Piazza della Cisterna)
  • Torre Campatelli (Via San Giovanni)
  • Torre Chigi (vorher Torre Useppi, 1280 errichtet, Piazza del Duomo)
  • Torre dei Cugnanesi (Via di Quercecchio)
  • Torre Ficarelli (Via San Giovanni)

Kulinarischer Tipp – Spezialität Porchetta Toscana

In der Toscana wird dieses Traditionsgericht von vielen Fleischern zubereitet und ofenfrisch angeboten. Hier gab es diesen Stand am Rande der Piazza del Duomo.

Porchetta Toscana ist ein gefüllter Schweine-Rollbraten und besteht vor allem aus Schweinefleisch (Spanferkel), das zwischen zwei Brötchen-Hälften serviert wird. Das Schwein wird auf Holzkohle gegrillt und ist ziemlich salzig. Die Füllung besteht klassischerweise aus Knoblauch, Fenchelsamen und frischen Kräutern.

Malerische Seitenwege

So gestärkt, führt uns der Weg weiter durch weniger belebte Gassen und zu kleineren Plätzen. Immer wieder gibt es auch schöne Ausblicke auf die umgebende Landschaft.

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Beliebtes Transportmittel in den engen Gassen der toscanischen Städte
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San Gimignano – Aus-und Durchblicke

San Gimignano und der Vernaccia

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San Gimignano und der Vernaccia

Der Name San Gimignano ist untrennbar verbunden mit dem Weißwein Vernaccia, einem der besten Weine Italiens. Er wird ausschließlich innerhalb der Gemeinde San Gimignano produziert und die dafür verwendeten Weinreben befinden sich entlang der Straße, die von Poggibonsi nach San Gimignano führt.

Die Weinlese findet zwischen Ende September und Anfang Oktober statt. Der Vernaccia Normale kann im März jedes Jahres abgefüllt werden, während der Riserva zuerst ein Jahr lang im Keller lagern muss. Um diesen Wein in San Gimignano zu würdigen, wurde in der Villa della Rocca di Montestaffoli das Museum des Vernaccias gegründet.

Fazit

Das Städtchen San Gimignano ist kein Geheimtipp für die Toscana. Dennoch darf ein Besuch hier eigentlich nicht fehlen, denn hier findest du wirklich alles, was die Toscana ausmacht, auf einem kleinen Stück Erde zusammen. Möglicherweise ist ein Besuch außerhalb der Monate Juli und August zu empfehlen, aber egal, wann du hier bist: Du wirst es genießen.

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Das darf nicht fehlen: die Vespa

Diese 5 Städte haben wir während unseres Aufenthaltes in der Toscana besucht und einfach toll gefunden:

Ganz bewusst haben wir auf Siena und Florenz diesmal verzichtet, dafür hat die Zeit nicht gereicht. Schließlich wollten wir auch noch auf unseren E-Bikes durch Zypressenalleen fahren, uns dem toscanischen Wein widmen, kulinarische Köstlichkeiten entdecken. Und entspannt sollte es bleiben.

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Ab in den Pool in Borgo alle Vigne!

Hast du jetzt Lust bekommen auf die Toscana? Oder warst du schon einmal dort? Über einen Kommentar würde ich mich sehr freuen.



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4 Comments

  • Heidemarie

    Hallo Karen,
    iGerade hatte ich endlich die Gelegenheit, Deinen wunderschönen Reisebericht über San Gimignano zu lesen und mich an den schöen Bildern zu erfreuen. Das machte richtig Lust auf mehr und den Zauber der Toscana. Ich war vor etlichen Jahren in der Toscana und besuchte da die “ grossen Städte“ wie Florenz, Siena, Lucca, Pisa und ein Abstecher nach Elba. Wir wollen im nächsten Jahr einen neuen Anlauf in die Toscana machen ( wenn die Pandemie es erlaubt) und Deine Reiseberichte über die kleineren Städte kommt mit.
    Ich bedanke mich ganz herzlich und freue mich, wenn Du weitere Reiseerlebnisse in diesem Blog veröffentlich würdest.
    Heidi

    • Karen

      Vielen Dank für diesen lieben Kommentar, es freut mich sehr, dass dir die Beiträge über die Toscana so gut gefallen haben.
      Und ja, es geht weiter mit den Reiseerlebnissen, ganz bestimmt.
      Für deine nächste Toscana-Reise wird es auch noch weitere Tipps geben, also bleibe mir gewogen.
      Ganz liebe Grüße
      Karen

  • Sieglinde Graf

    Deine fünfte Stadt ist wohl die bekannteste der kleinen Städte. Wir waren damals auch dort und an den dreieckigen Platz erinnere ich mich gut. Es gab auch damals schon reichlich Touristen dort.
    Die Geschlechtertürme sind mir unvergesslich, auch weil deren Geschichte so absurd ist, wie ich finde. Solcherart Größenwahnsinn hat immer viel Unglück mit sich gebracht. Du hast es ja schon beschrieben, wie streitsüchtig es dort zuging. Natürlich schauen sie imposant aus und heute sind sie ein touristisches Highlight. Wart Ihr oben auf dem einzig zugänglichen Turm? Wir damals nicht.
    In Regensburg kann man ja heute auch noch ähnliche Bauwerke sehen. Das ist dann immer ein kleiner Ausflug in die Toskana… ganz in der Nähe.
    Kennst Du den Film: Tee mit Mussolini aus dem Jahr 1999? https://de.wikipedia.org/wiki/Tee_mit_Mussolini
    Er spielt zum großen Teil in San Gimignano. Die Schauspielerinnen sind toll und die Umgebung auch. Der Film selbst nimmt das Thema vielleicht etwas zu flach auf, aber wer Maggie Smith und Judy Dench mag und San Gimignano, der wird ihn mögen.
    Schön, dass ich heute schon vor dem Frühstück in der Toskana weilen konnte! Danke an Dich und Deinen Blog.
    Herzlich, Sieglinde
    P.S. Wo kann man bei Deinen Posts ein Datum sehen? Ich möchte sie manchmal gern zeitlich einordnen können, ist das möglich?

    • Karen

      Ja, diesmal kein Geheimtipp. Aber irgendwie dann doch ein Muss, oder?
      Nein, wir waren auch nicht ganz oben auf dem Turm.
      Du erwähnst ja auch die Türme von Regensburg, auch einem ähnlichen Konzept folgend. Überhaupt ist Regensburg ja tatsächlich ein bisschen wie die Toscana, das stimmt.
      Vielen Dank für den Filmtipp, den werdfe ich mir ansehen.
      Auf die Datumsangabe habe ich verzichtet bei meinen Posts, weil ich sie ständig bearbeite und versuche, aktuell zu halten.
      Vielen Dank für deinen Kommentar, freut mich sehr.
      LG Karen

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