Warum stecken wir uns an? Aerosole in Corona Zeiten
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Aerosole in Corona Zeiten – Warum stecken wir uns an?

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Das Ansteckungsrisiko mit Covid-19, dem Corona Virus, nimmt zu, das können wir jeden Tag in den Nachrichten verfolgen und das hält uns ja auch zunehmend vom Reisen ab. Aber warum stecken wir uns an? Welche Rolle spielen Aerosole in Corona Zeiten? Warum werden wir jetzt vor der kalten Zeit gewarnt? Und hilft es wirklich, zu lüften – lüften – lüften?

Fragen über Fragen

Was die Ansteckung mit dem Corona Virus betrifft, gibt es viele Fragen, Gerüchte, Ungereimtheiten und Verwirrungen. Das Virus hat uns vor einem halben Jahr völlig unerwartet überfallen, niemand wusste Genaues, auch die Wissenschaft konnte zunächst nur Vermutungen anstellen.

Inzwischen gibt es Forschungsergebnisse, die viele Fragen klären, vieles ist aber nach wie vor verwirrend, z. B. die Sache mit den Aerosolen.

Neue Erkenntnisse über Aerosole in Corona Zeiten

Welche Wirkung gegen eine Ansteckung haben Masken, Abstand und Hygiene? Was schützt dich und mich und andere? Was ist Unsinn, und was ist bloß Gerücht? Wird es jetzt wirklich noch gefährlicher, weil es kälter wird?

Vor allem die Frage der Übertragung durch Aerosole zu Beginn der kalten Jahreszeit in Innenräumen ist mit vielen Fragezeichen versehen. Wir brauchen einfach mehr Klarheit.

Aerosolforscher haben jetzt mit etlichen Gerüchten aufgeräumt, manches richtig gestellt und erwiesene Erkenntnisse verständlich gemacht.

In ihrem gemeinsam herausgegebenen Papier werden die am häufigsten gestellten Fragen, die sogenannten FAQs (frequently asked questions), zur Coronavirus-Übertragung beantwortet.

Die Antworten enthalten teilweise überraschende Erkenntnisse und berichtigen sogar viele der in sozialen Netzen und selbst von Gesundheitsbehörden wie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) verbreiteten Informationen.

Aerosole sind die Bösewichter

Lange galt die Aerosol-Übertragung als fraglich und nicht erwiesen. Stattdessen galt die sogenannte Tröpfchen-Infektion als Verursacher und Anstecker Nummer 1.

Sogar viele Wissenschaftler, auch die WHO und die amerikanische Gesundheitsbehörde, sind – trotz zahlreicher Studien und experimenteller Belege – offenbar immer noch nicht überzeugt, dass die Ansteckung durch unsichtbare, virushaltige Partikel aus dem Atemtrakt von Infizierten in vielen Fällen die wichtigste Ansteckungsquelle für eine Covid-Erkrankung ist.

Sie sind entdeckt: Aerosole in Corona Zeiten sind die Haupt-Infektionsträger, auf die müssen wir achten bzw. vor denen müssen wir uns schützen.

Wie funktioniert die Ansteckung im Innenraum?

Die Forscher halten die Vorstellung für falsch, dass die meisten Ansteckungen durch Tröpfchen geschehen.

Hauptsächlich Ansteckung durch Aerosole

Tröpfchen sind wie Aerosole Partikel, also winzig kleine Teilchen, von Speichel und Atemflüssigkeit, die allerdings überwiegend größer als 0,1 Millimeter sind und von infizierten Personen beim Husten, Niesen und in geringerem Maße beim Sprechen ausgestoßen werden. Sie fliegen wie ein Geschoss oder Projektil durch die Luft und infizieren durch Aufprall auf Mund, Nasenlöcher oder Augen. Wenn sie jemanden nicht treffen, fallen sie zu Boden, weil sie relativ schwer sind.

Aerosole dagegen sind kleiner und können von zehn Sekunden bis zu einigen Stunden in der Luft bleiben. Sie können auch längere Strecken schwebend zurücklegen. Aerosole in Corona Zeiten sind heimtückisch.

Lange hatte man angenommen, dass Aerosolpartikel, die länger in der Luft schweben, unfassbar klein sein müssen. Die Aerosolforscher korrigieren diesen Fehler, denn klar ist inzwischen, dass auch mit Viren beladene Aerosole größerer Art je nach Luftströmung sehr wohl stundenlang im Raum schweben können.

Sie schweben in der Luft

Insgesamt meinen die Forscher, dass die Lebensdauer der Aerosole circa ein bis zwei Stunden bei typischer Raumtemperatur ist: „Wenn Sie morgens um 8 Uhr in ein Büro kommen, wenn die Leute am Vortag um 17 Uhr abgereist sind, haben alle Viren ihre Infektiosität verloren.“

Es kommt drauf an, was man tut

Die Menge der ausgestoßenen Aerosole wird von der Aktivität bestimmt, die man ausübt. Die ist viel geringer beim Atmen und viel höher durch Sprechen, Singen, Schreien. Auch bei Sport in Innenräumen werden mehr Aerosole ausgestoßen.

Covid-19 wie Masern hoch übertragbar?

Nicht nur hochinfektiöse Viren wie Masern-Erreger werden durch Aerosole in Corona Zeiten übertragen, sondern auch weniger leicht übertragbare wie die Grippe werden wenigstens teilweise durch Aerosole übertragen. Insofern kann man davon ausgehen, dass die bekannten Hygiene-Maßnahmen auch gegen Grippe-Infektionen helfen können.

Wie steckst du dich am leichtesten an – und wo steckt man andere an?

Hier geben die Forscher ganz klare Ansagen: All dies erleichtert die Übertragung:

Drinnen, überfüllt, geringe Belüftung, unmittelbare Nähe, lange Dauer, sprechen, singen, schreien, schwer atmen, z. B. beim Tanzen oder Sport. Das alles bringt Aerosole in Corona Zeiten in Umluft. Und im Wesentlichen hört sich das nach den bekannten Party-Events an. Also lieber nicht!

Fast alle bekannten, dokumentierten und nachverfolgten „Superspreader“-Ereignisse fanden in Innenräumen statt. Vier von fünf Covid-19-Infektionen sind statistisch gesehen auf solche hochinfektiösen Überträger zurückzuführen.

Nicht jede Person, auch das weiß man inzwischen, ist gleich oder dauernd hoch ansteckend. Vielmehr gibt es bestimmte – von außen nicht erkennbare – hochinfektiöse Phasen.

Die Erkrankten müssen auch keineswegs husten oder niesen, sie müssen auch nicht zwangsläufig andere Covid-19-Symptome zeigen. Die größte Infektiosität beginnt vielmehr schon ein bis zwei Tage vor den ersten Symptomen – auch ein Grund, warum die Forscher den Hauptverdacht der Übertragung auf Aerosole lenken.

Hilft Abstandhalten in Innenräumen?

Das hängt von der konkreten Situation ab. Ebenso wie das Maskentragen verringern größere Abstände grundsätzlich das Risiko der Übertragung, beseitigen es aber nicht. Aerosole sind am stärksten in der Nähe desjenigen konzentriert, der ohne Maske laut spricht oder singt.  

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Aerosole in Corona Zeiten – Warum stecken wir uns an? Masken helfen

Wie schnell steckt man sich an?

Die Zeit, die man in unmittelbarer Nähe oder in einem gemeinsamen Raum mit einer infizierten Person verbringt, wirkt sich stark darauf aus, wie viel Virus man tatsächlich einatmet. Davon hängt das Risiko einer Ansteckung ab. Viel Zeit hat man aber nicht. In dem Papier heißt es: „Soweit wir wissen, gibt es keine eindeutige Zeitspanne, aber sie scheint in der Größenordnung von Minuten zu liegen.“

Die von vielen Gesundheitsbehörden genannten 15 Minuten Gespräch, die zu einer Infektion führen können, halten die Wissenschaftler nicht für richtig und für willkürlich gewählt. Es kann viel schneller gehen.

Sind Temperatur und Feuchtigkeit wichtig?

Grundsätzlich ja. Die Viren mögen es kalt und trocken. Sie überleben bei höheren Temperaturen weniger gut. Höhere Temperaturen verringern aber auch die Luftfeuchtigkeit, und niedrige Luftfeuchtigkeit führt zu einem besseren Überleben des Virus. Ein gewisser Gegensatz.

Trockenere kalte Luft erleichtert also die Übertragung. Trockenere Luft macht die Menschen allerdings auch anfälliger für Infektionen, weswegen die Experten zum Befeuchten der Luft zwar nicht direkt raten, wer allerdings schon Luftbefeuchter hat und sich damit wohler fühlt, kann diese begrenzt benutzen. Die Forscher warnen allerdings vor der Gefahr von Schimmelbildung.  

Wie wichtig ist das Lüften?

Lüften ist sehr wichtig. Belüftung heißt: Innenluft mit Außenluft zu verdünnen. Belüftung hilft, da potentiell virusbeladene Luft in Innenräumen durch virusfreie Luft von außen verdünnt wird.

Alle Superspreader-Ereignisse sind in schlecht belüfteten Räumen aufgetreten, in Bars, Hallen, Flugzeugkabinen oder Zügen. Dagegen wurden bisher beispielsweise keine gravierenden Übertragungen in japanischen Zügen festgestellt, in denen wenig geredet wird und die gut gelüftet sind.

Die Belüftung kann durch Fenster oder Luftfilteranlagen geregelt werden, die Belüftungszeit zu berechnen ist möglich und wird von den Aerosolforschern in ihrem Text aufgezeigt.

Auch die unterschiedlichen Möglichkeiten, künstlich mit Geräten die Luft zu filtern, wird beschrieben. Auch tragbare und mobile Luftfilter sind nützlich, gerade für Klassenzimmer, Büros usw.

Wie lange dauert vollständiges Lüften?

Das hängt von der Raumluft ab. In Wohngebäuden werden wahrscheinlich 95 Prozent der Innenluft in einem Zeitraum von 30 Minuten durch Außenluft ersetzt. Bei Durchzug geht das auch schneller.

In öffentlichen Gebäuden kann ein 95-prozentiger Austausch zwischen 12 Minuten und 2 Stunden dauern. In einem Krankenhaus kann ein 95-prozentiger Ersatz angeblich bis zu 5 Minuten dauern.  

Hilft keimtötendes UV-Licht?

Ja. Die Effektstärke ist unklar, aber die Aerosolforscher halten es für sehr plausibel, dass im Raum schwebende virenbeladene Partikel damit zu einem großen Teil unschädlich gemacht werden können.

Funktionieren Masken auch in Innenräumen, um die Aerosole abzuhalten?

Ja. Die Schutzwirkung hängt dabei vom Material und von der Passgenauigkeit ab, aber grundsätzlich sind Masken für die Aerosolforscher drinnen wichtig, wenn die Abstände nicht eingehalten werden können und man sich länger gemeinsam im Raum aufhält.

Masken unterdrücken die Ausbreitung von Aerosolen und bieten den Maskenträgern einen fast genau so starken Schutz wie anderen. Der Grad der Schutzwirkung hängt stark davon ab, wie viel Stoff verwendet wird. Ein einfacher Schal bietet kaum und deutlich weniger Schutz als zwei oder mehr Gewebeschichten wie in den üblichen Alltagsmasken.

Kann man sich beim Vorbeilaufen infizieren?

Es scheint mindestens einige Minuten zu dauern, bis man sich an einer infektiösen Person angesteckt hat. Obwohl es nicht unmöglich ist, gibt es den Forschern zufolge keine Hinweise darauf, dass Covid-19 übertragen wurde, wenn Menschen im Freien aneinander vorbeigingen. Die Experten empfehlen, zu jeder Zeit eine Maske zu tragen, wenn Innenräume lange Zeit gemeinsam genutzt werden, im Freien hauptsächlich in überfüllten Bereichen.

Falschaussagen über Masken werden auch entlarvt:

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  • Masken funktionieren nicht, weil das Virus viel kleiner ist als die Poren der Maske. Falsch. Masken sind Filter, die wir über Mund und Nase tragen. Filter können Aerosole erfassen, die viel kleiner als die Porengröße sind.  
  • Masken funktionieren überhaupt nicht. Falsch. Zu sagen, dass Masken nicht funktionieren, um einen Teil der Aerosole (eingeatmet oder ausgeatmet) zu entfernen, widerspricht der Physik. Es gibt keine andere Möglichkeit, Aerosole fernzuhalten. Die tatsächliche Effizienz hängt natürlich davon ab, wie gut das Maskenmaterial als Filter ist und wie gut die Maske passt.
  • Masken schützen nur vor Tröpfchen, nicht vor Aerosolen. Auch dies ist falsch. Masken bieten immer einen Schutz gegen ausgeatmete und inhalierte Aerosole. Die Stärke des Schutzes hängt aber stark von der Qualität des Maskenmaterials ab und davon, ob sie richtig getragen wird (keine Lücken zwischen Maske und Gesicht, Bedeckung von Mund und Nase).

Aerosole in Corona Zeiten -Warum stecken wir uns an?

Die gut sortierten Erkenntnisse der Forscher über Aerosole und speziell Aerosole in Corona Zeiten klären tatsächlich so einiges. Zumindest dürfte jetzt niemand mehr den Wert der Masken in Frage stellen.

Aber auch für die beginnende kalte Jahreszeit sind die Aussagen zum Lüften sehr wertvoll.

Auslüften kann man natürlich auch beim sich Bewegen draußen, z. B. Radeln.

Wie schützt du dich vor einer Ansteckung? Wo bist du vorsichtig, wo eher nicht so? Schreib doch mal, was du von den Erkenntnissen der Forscher hältst.

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4 Comments

  • Heidi

    Hallo Karen,
    mit großem Interesse habe ich deinen Bericht gelesen. Er bestätigt mich in meinem Gefühl, dass ich bisher alles richtig gemacht habe. Ich bin ein großer Fan von von lüften, – wenn auch mein Mann oft meckert über meinen wie er es nennt „Lüftungswahn“. Ich werde ihm deinen Bericht ans Herz legen.
    Wir können auch von den Azoren berichten, wo wir uns grad im Urlaub befinden, hier passen alle sehr gut auf! Und hier sind wir sowieso fast nur im Freien.
    Also, werde ich,wenn wir wieder daheim sind, mich etwas dicker anziehen und kräftig weiter lüften.
    Danke für die gute Info!

    • Karen

      Liebe Heidi,
      auf den Azoren werdet ihr bestimmt gut durchgelüftet, da kann ich keine Gefahr erkennen.
      Ja, wir werden unser Verhalten wohl weiter anpassen müssen, aber wenn es hilft, dann doch gerne.
      LG
      Karen

  • Susanne

    Liebe Karen,

    danke für die Zusammenfassung der Essentials der Studie!

    Wir lesen ja auch viel in der FAZ und der ZEIT und mein Schwager bedenkt uns in Abständen auch immer mit seinen Rechercheergebnissen.
    Und diese Studie, deren FAQs ich mir gerne noch durchlesen werde, bestätigt das Gelesene und auch unsere Bedenken, uns in Innenräumen, insbesondere von Gaststätten in „größeren Kleingruppen“ (denn von großen Gruppen sieht man ja komplett ab zur Zeit) aufzuhalten.

    Jetzt sollten noch die „Ungläubigen“ bekehrt werden können, dann käme Deutschland und der Rest der Länder, bei denen nicht der „Entwicklungsstand“, sondern Fahrlässigkeit das Infektionsgeschehen steuert, gut durch den Winter / die Zeit bis zur Entwicklung eines Impfstoffes.

    Bleibt gesund!

    Liebe Grüße
    Susanne

    • Karen

      Liebe Susanne,
      ich fand diese Studie einfach so gut verständlich und überzeugend, dass ich hoffe, die Erkenntnisse müssten doch auch Skeptiker überzeugen.
      Leider gibt es aber ja gerade ein prominentes Beispiel vollkommen unbeispielhaften Verhaltens. Das zerstört wieder so viel.
      Bleibt ihr auch gesund und fit,
      bis bald
      Karen

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