Die Welt in Gelb – Raps: 4-facher Nutzen und nervig
Hast du es schon gesehen? Leuchtend gelbe Rapsfelder lassen jetzt die Welt in Gelb erstrahlen. Vor blauem Himmel wirken sie ganz besonders prachtvoll und locken zum Spaziergang oder zur Fahrradtour.
Bei der Rapspflanze denkst du sicher wie eigentlich jeder automatisch an die Farbe Gelb. Die gelben Blüten beherrschen ganze Felder und sehen toll aus.
Aber sie bleiben auch vielen genervten Autofahrern in Erinnerung, die den Blütenstaub auf ihrer Windschutzscheibe kleben haben.
Natürlich sind nicht nur die Autofahrer betroffen. Ich weiß gar nicht, wie oft ich schon die Terrasse abgespritzt habe, um die gelbe Schicht wegzuspülen. Trotzdem sehe ich ständig die Spuren auch im Haus.
Oder die Balkon- und Terrassenmöbel – alle je nach Wetterlage mit einer gelben Schicht überzogen. Fenster, Fensterbänke, Autos, Fahrräder … alles gelb. Da hilft nur Putzen.
Das ist eine Kehrseite der gelben Pracht. Über eine andere schreibe ich weiter unten.
Aber darüber hinaus ist die Rapspflanze überaus vielseitig und interessant:
Raps historisch – seit wann und wofür?
Raps wird schon seit Jahrhunderten wegen des hohen Ölgehaltes seiner Samenkörner kultiviert. Die Rapspflanze war schon den Römern bekannt.
Ursprünglich stammt der Raps aus dem östlichen Mittelmeerraum und wurde zur Gewinnung von Speise- und vor allem Lampenöl verwendet.
1. Raps zu Öl
In Indien gibt es für eine Verwendung Hinweise bereits um 2000 v. Chr., in Mitteleuropa wird er erst seit dem 14. Jahrhundert angebaut.
Ab dem 17. Jahrhundert findet der Anbau im größeren Stil statt. Im nordwestlichen Deutschland und in den Niederlanden war Raps im 16. und 17. Jahrhundert die wichtigste Ölfrucht.
In der Mitte und im Osten Deutschlands dagegen herrschten die eng verwandten Rübsen vor.
2. Raps als Brennstoff
Zunächst lieferte Raps vorwiegend Brennstoff für Öllampen. Im frühen 19. Jahrhundert stieg der Rapsanbau an, weil sich der Gebrauch des Öls als Beleuchtungs- und Nahrungsmittel zunehmend durchsetzte.
Als Speiseöl wurde Rapsöl unter anderem wegen seines bitteren Geschmacks nur eingeschränkt verwendet. Allenfalls in Hungerzeiten kam Rapsöl vermehrt auch als Nahrungsmittel auf den Tisch.
So brach der Rapsanbau in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts stark ein, als preiswerte Erdölimporte und tropische und subtropische Speiseöle auf den Markt kamen.
3. Raps als Lebensmittel
In beiden Weltkriegen wurde in Deutschland der Rapsanbau forciert, um sich aus der Abhängigkeit von Fett- und Öleinfuhren zu lösen. Vor allem Margarine wurde aus heimischem Rapsöl hergestellt.
Als Speiseöl war Raps lange Zeit nur bedingt tauglich. Als Futtermittel für Tiere war es lange ungeeignet. So blieb Rapsöl hauptsächlich auf die Verwertung technischer Öle beschränkt (Brennstoff für Öllampen, Schmiermittel für (Dampf)Maschinen, Grundstoff für die Seifenherstellung).
4. Raps-Neuzüchtungen als Kraftstoff
Dies änderte sich tatsächlich erst ab etwa Mitte der 1970er Jahre. Es kamen Neuzüchtungen mit zwei neuen Merkmalen auf den Markt:
- Das Öl aus diesem 00-Raps („Doppel-Null“) enthielt nur noch geringe Mengen der bitter schmeckenden Erucasäure und war nahezu frei von Senfölglykosiden.
- Diese giftigen Stoffe hatten bis dahin eine Verwendung als Lebensmittel bzw. als Tierfutter weitgehend ausgeschlossen.
- Zunächst wurde durch die Neuzüchtungen die Verwertung als ernährungsphysiologisch wertvolles Speiseöl sowie als Rohstoff für Speisefette in den Mittelpunkt gestellt.
- Inzwischen ist Rapssaat zunehmend auch ein nachwachsender Rohstoff.
- 2007 wurden drei Viertel des in Deutschland erzeugten Rapsöls zur Erzeugung von Biokraftstoffen oder zur Verwertung in der Industrie verwendet. Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Raps
Raps als Naturschauspiel
Abgesehen von seinem Nutzen bietet Raps aber auch ein grandioses Schauspiel der Natur. Die endlos-gelb blühenden Felder, womöglich garniert vom Blau des Meeres, wie ich es von der Ostsee kenne, sind einfach wunderschön!
Gerade in der Zeit der Ausgangssperren, als wir alle keine Reisen oder Ausflüge machen durften, siehe Reisen in Corona Zeiten, war es doch herrlich, dass die Natur uns in unserer unmittelbaren Umgebung dieses wunderschöne Naturerwachen bot.
Aber auch generell im Frühjahr ist es einfach ein Gute-Laune-Macher. Wandern daheim.
Die Welt in Gelb – auch Löwenzahn ist gelb
Nicht nur die Rapsfelder blühen gelb momentan, sondern es gibt auch jede Menge Löwenzahn an den Feldrändern oder – leider – auch im Garten. Während ich im Garten nicht ganz so begeistert davon bin, weil sie sich einfach so unverschämt vermehren, gefallen sie mir in freier Natur sehr gut.
Ich erinnere mich an meine Kindheit, an den Besuch einer englischen Delegation in unserem Landkreis. Ich meinte die Bezeichnung „Dandy Lines“ zu verstehen über die gelbe Linie von Löwenzahn am Rande der Landstraßen.
Der Name machte Sinn für mich, ich fand ihn sehr schön. Erst später habe ich gelernt, dass es eigentlich auf Englisch „Dandelions“ heißt.
Aber nicht nur wir freuen uns über die vielen gelben Blüten im Frühjahr, sondern natürlich auch die Insekten. Bienen, Hummeln, Schmetterlinge – sie alle sind schon eifrig unterwegs, um Blütenstaub zu sammeln.
Ich freue mich jetzt schon auf den Rapshonig, der schmeckt mir besonders gut.
Die Welt in Gelb – Raps nervt aber auch
Ja, es gibt auch eine Kehrseite der Medaille: die Allergien, unter denen viele Menschen im Frühjahr leiden. Durch seinen vermehrten Anbau macht auch der Raps ihnen zu schaffen. Seine Pollen werden immer mehr zum Auslöser einer Pollenallergie mit den bekannten Folgen wie
- tränende Augen, Augenreizungen, Juckreiz der Augen, Augenjucken
- allergischer Schnupfen, Jucken der Nase
- Naselaufen, Dauerschnupfen, Niesanfälle, Niesattacken
- Chronisch verstopfte Nase, Rhinitis https://www.sat1.de/ratgeber/gesundheit/allergie/raps-steigende-pollenallergie-gefahr
Raps-Pollenflug im Frühjahr
Besonders zwischen Ende April, Mai und Juni müssen sich Allergiker mit jeder Menge Taschentücher ausstatten. Es gibt sogenannte Pollenkalender, die ziemlich genau anzeigen, wann der Pollenflug für welche Pflanze zu erwarten ist.
Vor allem gilt das natürlich in ländlichen Gegenden, denn hier können die gelben Pflanzen über Kilometer weit wachsen und blühen.
Die Welt in Gelb – trotzdem toll
Trotz der genannten Widrigkeiten ist es doch immer wieder ein herrlicher Anblick, die gelben Rapsfelder zu sehen, ihren Duft einzuatmen. Ich genieße es jedes Jahr wieder.
Wie empfindest du das? Bist du Allergiker und deshalb nicht so begeistert vom Raps?
Oder gefallen dir die gelben Felder auch so gut? Schreib mal.