Pisa in der Toskana – 1 Wunder, Altstadt und Streetart
Was wäre ein Urlaub in der Toskana ohne einen Besuch des Schiefen Turms von Pisa? Ansonsten, so habe ich gelesen, lohne die Stadt Pisa in der Toskana eigentlich nicht die Reise. Ob das wohl stimmt?
Nun, wir waren trotzdem dort. Und … was soll ich sagen? Pisa bietet viel mehr als nur den Schiefen Turm – der aber und der Platz, auf dem er steht, lohnen schon allemal den Besuch. Aber was findest du hier noch weiter? Ich verrate dir meine Pisa Highlights.
Pisa – auf Sand gebaut
Alle Welt weiß ja, dass der berühmte Turm von Pisa schief ist. Aber wusstest du, dass ganz Pisa in Schieflage geraten ist? Alle Gebäude auf dem Platz der Wunder, Piazza dei Miracoli, stehen schief, die Kathedrale, die Taufkirche, der Glockenturm besonders und sogar die Wände des Monumentalfriedhofs sind gebogen.
Innerhalb der Altstadt gibt es noch viel mehr Türme, Kirchen, Paläste, die nicht mehr gerade stehen. Der Grund dafür: Pisa wurde auf sandigem Schwemmland, buchstäblich auf Sand gebaut.
Das Wunder – Piazza dei Miracoli
Platz der Wunder – was für ein Name! Die gesamte Piazza dei Miracoli ist seit 1987 Weltkulturerbe der UNESCO. Diese vier Werke aus hellem Marmor und Granit stechen heraus zwischen dem Grün des Rasens und dem Blau des Himmels:
- der Dom Santa Maria Assunta
- das Baptisterium
- der Camposanto Monumentale
- und natürlich der schiefe Glockenturm, der Campanile, bekannt in der ganzen Welt als Schiefer Turm von Pisa.
Der Dom Santa Maria Assunta
Der älteste Bau auf dem Platz ist der beeindruckende Dom (Beginn der Arbeiten im Jahre 1063). In seinem Innern sind bedeutende Kunstwerke verwahrt, beispielsweise eine Kanzel aus Marmor von Giovanni Pisano, bekannt als maximaler Ausdruck italienischer Gotik.
Das Baptisterium
Und dann das Baptisterium davor (im Jahre 1152 Grundsteinlegung), das größte Italiens: Ein kreisrunder Bau mit einem Umfang von 107 Metern und einer Höhe von 55 Metern. Das Baptisterium ist getrennt vom Dom gebaut, weil Ungetaufte nicht in den Dom hineindurften. Also erstmal taufen!
Der Camposanto
Zuletzt wurde zwischen 1277 und 1278 der Camposanto Monumentale errichtet. Der Camposanto Monumentale ist eine Friedhofsanlage, die angeblich heilige Erde, mitgebracht von den Kreuzzügen, enthält, und bildet den nördlichen Abschluss der Piazza dei Miracoli.
Der Schiefe Turm von Pisa
Die meisten Besucher verschlägt es aber hierher zum Turm. Fast hat es den Anschein, als ginge es nur um eines der Fotos, auf denen jemand so tut, als würde er/sie sich an dieses schräge Bauwerk anlehnen oder es gar abstützen. Viele Touristen konnten wir sehen, die ihre Arme seltsam in der Luft verrenkten. Davon hätte ich mal ein Foto aufnehmen sollen!
Der 55 Meter hohe und 12 Meter durchmessende Campanile besteht aus 14.200 Tonnen weißen Carrara-Marmors und hat sieben Glocken, die aber längere Zeit wegen der Einsturzgefahr nicht läuten durften. Mit einer Mauerdicke von an der Basis 4 Metern bis auf 2,5 Meter an der Spitze wurde er ursprünglich geplant als Glockenturm der nebenstehenden Kathedrale Santa Maria Assunta.
Baubeginn war das Jahr 1173, tatsächlich fertiggestellt wurde er jedoch erst knapp 200 Jahre später, im Jahr 1372. Schuld an der Verzögerung waren die Absenkungen des Bodens, die sich bereits zeigten, als die letzten Stockwerke noch nicht fertiggestellt waren. Dadurch kam es zu jahrzehntelangen Bauunterbrechungen.
Immer wieder wurde daran gearbeitet, die Neigung des Turms auf ein vertretbares Level zu bringen. Heute beträgt die Schieflage des Turms circa 4 Grad und ist gut unter Kontrolle.
Es ist wieder möglich, die 293 Stufen hinaufzuklettern bis ganz oben, von wo aus du einen unvergleichlichen Ausblick und Rundumblick auf Pisa und die Umgebung genießen kannst.
Tickets für den Schiefen Turm von Pisa und den Dom buchst du am besten vorab, um Anstehen zu vermeiden. Für 24,60 Euro pro Person kannst du deine Tickets mit bevorzugtem Einlass online hier buchen*. Das spart Zeit und Nerven, du gehst direkt zum Eingang vor.
Die Altstadt von Pisa in der Toskana
Nach dem Besuch dieser wirklich einmaligen Sehenswürdigkeiten schlendern wir ganz entspannt in Richtung Altstadt und Arno. Nur die ungefähre Richtung sollte stimmen, also südlich Richtung Fluss.
Durch die teils engen Straßen und die prächtige und ursprüngliche Altstadt Pisas spazieren wir, bis wir am Ufer des Arno, nach dem Tiber der bedeutendste Fluss Mittelitaliens, angelangt sind.
Auffallend sind die vielen Universitätsgebäude in der Altstadt. Entsprechend quirlig ist diese Studentenstadt auch. Zwischen prächtigen Palazzi und schönen Piazzas, beispielsweise der Piazza dei Cavalieri und der Piazza Garibaldi, laufen wir eine Weile fast ziellos herum und bestaunen die Architektur. Überall gibt es auch verlockende kleine Restaurants. Diese Stadt hat einfach Charme.
Der Arno
Pisa ist durch den Fluss Arno in einen südlichen und nördlichen Bereich geteilt. Die Piazza Garibaldi befindet sich am Nordufer, direkt in der Mitte an der Brücke Ponte di Mezzo.
Der Arno ist der größte Fluss der Toskana, der achtlängste Italiens, und fließt durch Pisa und u. a. auch Florenz. Die Italiener nennen die Straßen, die an den Ufern des Flusses entlangführen Lungarno.
Die Lungarnos von Pisa mit ihren beeindruckenden Gebäuden und Palästen sowie den Brücken, die über den Fluss führen, sind überaus charakteristisch für Italien und quicklebendig. Hier spielt sich das Leben der Pisaner ab, so hat es den Anschein.
Der Palazzo Blu am Arno-Ufer
Der Palazzo Blu (Blauer Palast) am Südufer des Arno, siehe oberes Bild links, gibt dir einen Einblick in das Leben von Pisa früher und heute. Eine Kunstgalerie, ein Museum und ein Kulturzentrum zeigen in Dauerausstellung Werke lokaler Künstler seit dem 14. Jahrhundert. Schon das Gebäude am Arno ist ein Hingucker.
Der Palazzo Blu zeigt in seinen Ausstellungen den künstlerischen Reichtum Pisas, denn nicht nur auf dem Platz der Wunder stehen berühmte Gebäude. Vor allem die namengebende himmelblaue Fassade, der steinerne Torbogen und das traditionelle Ziegeldach heben den Palast von den in gedeckteren Farben gehaltenen Häusern daneben ab.
Errichtet im 14. Jahrhundert mit prächtiger Innenausstattung aus dem 19. Jahrhundert, zeigt das Haus Skulpturen, Gemälde, Münzen, historische Artefakte, Antiquitäten und moderne Designerstücke. Darüber hinaus gibt es immer wieder Wechselausstellungen, in denen Künstler aus aller Welt präsentiert werden.
In der Nähe befinden sich der Palazzo Gambacorti und der Ponte di Mezzo. Der Palazzo Blu hat täglich geöffnet, der Eintritt ist kostenlos.
Keith Haring in Pisa – eine besondere Geschichte
Pisa ist nicht nur Schiefer Turm und oder mittelalterliche Kunst und Geschichte. Eine besondere Beziehung hat Pisa zu dem amerikanischen Pop Art-Künstler Keith Haring. Im Palazzo Blu findet noch bis zum 17. April 2022 eine Ausstellung mit 170 seiner Werke statt.
Hier ist die Geschichte:
1989 im Sommer, in Pisa war die sogenannte Streetart noch nicht bekannt, aber es spricht sich herum, dass ein berühmter Amerikaner in die Stadt Pisa kommt, um etwas an eine Wand zu malen.
Kein Google (erst 10 Jahre später geboren), kein You Tube (noch später, erst 2005), keine Digitalkameras, keine Handys oder Social Media – die Leute kamen, durch Mundpropaganda angelockt, zu der großen Bushaltestelle in Sant´Antonio, ohne zu wissen, was sie erwartet.
Die glatte Wand der Kirche Sant´Antonio an der Piazza Vittorio Emanuele war bereits weiß gestrichen. Der Künstler stand schon auf einem Gerüst, um die ersten schwarzen Linien zu malen. Es gab keine Skizzen oder Vorbereitungen, sondern die Linien wurden von ihm immer weiter entwickelt, bis die ganze Wand voll war.
Es dauerte nicht lange, bis Harings berühmte Figuren erschienen. Die Pisaner schauten zu. Als er fertig war, lud er sie ein, ihm zu helfen, Farbe in das Kunstwerk zu bekommen. Die unteren Figuren wurden von Kindern ausgemalt. Aus der Aktion entwickelte sich ein Fest und am Abend war das Meisterwerk fertig.
Das Wandgemälde oder Mural, auf einer Oberfläche von 180 Quadratmetern, stellt mit seinen 30 Charakteren Frieden und Harmonie auf der Welt dar. Ein schöner Traum.
Pop Art-Künstler Keith Haring
Keith Allen Haring (* 4. Mai1958 in Reading, Pennsylvania; † 16. Februar1990 in New York City) war ein US-amerikanischer Künstler, dessen Malstil anhand klarer Linien und Flächigkeit erkennbar ist. Einige Methoden seiner Malerei entnahm er der Graffiti-Szene. Haring gilt als Vertreter der Pop Art der 1980er Jahre.
Haring bemalte Wände in vielen Städten der Welt, sein letztes öffentliches Werk war das Tuttomondo in Pisa. Er starb am 16. Februar 1990 in New York City an den Folgen von Aids.
Fazit
Es gäbe noch eine Menge anderer Dinge zu erzählen über Pisa: beispielsweise über die Palazzi, über weitere berühmte Persönlichkeiten der Stadt (hier nur erwähnt Galileo Galilei) oder auch über die Universität.
Unser Besuch in Pisa jedenfalls war wunderbar, ich kann dir nur empfehlen, Pisa nicht auf den Schiefen Turm zu reduzieren – denn Pisa bietet viel mehr.
Warst du schon einmal in Pisa? Wie hat dir die Stadt gefallen? Über einen Kommentar würde ich mich sehr freuen.
Extra – Tipps
- Parken: Bewachter Parkplatz nahe der Wunderwiese an der Via Cammeo, 2 Euro pro Stunde, keine Wohnwagen, Öffnungszeiten: 6:00-23:30.
- Reiseführer, ganz neu: Reise Know-How CityTrip Pisa, Lucca, Livorno*: Reiseführer mit Stadtplan und kostenloser Web-App Taschenbuch – 4. April 2022
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2 Comments
Heidi
Hallo Karen,
vielen Dank für Deinen schönen Reisebericht über Pisa. Ich war vor 10 Jahren in der Toscana und habe auch Pusa besucht. Allerdings wie Du schon anmerkst, haben wir mit unserer Reisegesellschaft fast nur den Turm besichtigt und die Taufkapelle, die nach oben hin offen war, damit das “ Weihwasser “ auf den Täufling fiel, wie uns gesagt wurde. Dein Bericht hat mich angeregt, Pisa noch einmal zu besuchen. Vielleicht klappts im nächsten Jahr. Werde Deinen Aritkel aufheben und mich dann danach richten.
Liebe Grüße an Dich und mach weiter so…
Heidi
Karen
Liebe Heidi,
die Toskana kann schon ein bisschen süchtig machen. Ich drücke dir die Daumen, dass es im nächsten Jahr klappt, dann kannst du dir auch noch das ein oder andere schöne Städtchen ansehen. Mehr kommt bald.
Vielen Dank für deinen lieben Kommentar.
Liebe Grüße
Karen