
Meine erste Solo-Kreuzfahrt nach Alaska – allein, aber nicht einsam
Diesen Artikel über meine erste Solo-Kreuzfahrt nach Alaska zu schreiben, fällt mir nicht ganz leicht – und doch ist er wichtig. Denn diese Reise war mehr als ein Urlaub. Sie war ein Schritt nach vorn ins Weiterleben.
Vor gut einem halben Jahr habe ich meinen Mann verloren. Plötzlich war da eine Stille, die ich nicht kannte. Eine Leere nicht nur im Alltag, sondern auch in den Reiseplänen. Wir hatten so viel gemeinsam erlebt – und plötzlich war da niemand mehr, der „Lass uns mal nach Alaska“ sagen konnte.
Irgendwann kam der Moment, in dem ich wusste: Ich will wieder los. Nicht um zu vergessen – sondern um mich selbst wiederzufinden.
So wurde diese Kreuzfahrt nach Alaska meine erste richtige Solo-Reise. Und sie wurde – leise, stark und ganz besonders – ein Teil meines Wegs nach vorn.
Meine erste Solo-Kreuzfahrt nach Alaska
Route: Seattle – Sitka – Juneau – Icy Strait Point – Ketchikan – Endicott Arm & Dawes-Gletscher – Victoria – Seattle
Reisezeit: Anfang Mai
Schiff: Norwegian Bliss von Norwegian Cruise Line
Dauer: 7 Nächte
Gebucht hatte ich die Reise inklusive Flug mit Icelandair über das Kreuzfahrtportal E-hoi-Reisen*.
Über meinen Flug mit Icelandair Saga Premium berichte ich hier.

Zur Vorbereitung und während der Reise habe ich diesen Reiseführer benutzt, der wirklich tolle Tipps bietet: Lonely Planet Cruise Ports Alaska 1: A Guide to Perfect Days on Shore (Travel Guide)* Englisch Version
Dieses Buch auf Deutsch bietet ebenfalls beste Informationen: ALASKA-KREUZFAHRT REISEFÜHRER: Ein umfassendes Handbuch zum Erleben von Alaskas Abenteuern, Häfen, Wildtieren und malerischen Ausblicken mit … STROUT MULTI-LANGUAGE TRAVEL BOOKS, Band 17)*
Warum eine Solo-Kreuzfahrt nach Alaska?
Alaska war für uns beide ein Traumziel gewesen. Die Weite, die Gletscher, die raue Schönheit – wir wollten das einmal gemeinsam sehen. Dass ich nun allein dort stand, tat weh. Aber es fühlte sich auch richtig an. Ich wollte diesen Ort trotzdem erleben. Für mich – und vielleicht auch ein bisschen für uns beide.
Eine Kreuzfahrt erschien mir die richtige Lösung: organisiert, sicher, mit Raum für Rückzug und dennoch voller Eindrücke. Kein Abenteuerurlaub, sondern gebremstes Erkunden. Mit Komfort. Mit Landschaft. Mit Luft zum Atmen. Perfekt für alle, die alleine reisen, aber nicht einsam sein möchten.
Hier findest du alles Wichtige zur Vorbereitung der Einreise in die USA New York Reise
Das Schiff Norwegian Bliss: Gut geeignet für Alleinreisende
Die Bliss war gut geeignet für diesen Schritt. Ein großes Schiff, ja – aber nicht anonym. Viele Angebote, die ich gar nicht genutzt habe – ja. Aber ich fand Rückzugsorte, wo ich sie brauchte.
Das Schiff werde ich in einem weiteren Beitrag noch genauer beschreiben.
Die Observation Lounge wurde schnell einer meiner Lieblingsplätze an Bord: große Fenster, bequeme Sitzecken, leise Gespräche, heiße Getränke und coole Drinks, Blick aufs Meer. Ein Panoramablick wie aus dem Bilderbuch.
Der Horizon Park ganz oben auf dem Schiff ist mit (Kunst)-Rasen belegt, bequeme Sonnenliegen und Sitzgruppen stehen bereit. Das beste aber ist der atemberaubende Meerblick. Besonders beim Ablegen aus Seattle konnte ich mich kaum trennen von diesem Ort.
Meine Balkonkabine war mein persönlicher Rückzugsort. Manchmal saß ich trotz niedriger Temperaturen eine Zeit lang draußen – einfach schauen, denken, erinnern, auch Zeit zum Lesen. Es tat gut, diesen geschützten Ort für mich zu haben.
Tag für Tag – mein Reiseverlauf, meine Eindrücke
- Seattle – Einstieg in die Solo-Reise
Bevor es losging, hatte ich eine Übernachtung und ein paar Stunden in Seattle. Schlendern durch den Pike Place Market, das Wahrzeichen Space Needle immer im Blick und ein entspannter Kaffee mit Blick auf das Wasser. Westcoast-Feeling wieder erleben.
Es fühlte sich noch seltsam an: allein unterwegs, kein jubelndes „Ich darf das“, sondern ein „Ich muss das jetzt“. Aber es fühlte sich richtig an.
2. Einschiffen – ganz entspannt
Dann ging es auf´s Schiff. Aufregung war unnötig, der Vorgang war gut organisiert, das markierte Gepäck abgeben, Tagesrucksack dabei, alles zügig, keine Hektik.
Natürlich dauert es eine Weile, bis ein so großes Schiff, morgens um 6.30 Uhr angekommen, leer und geputzt ist. Schließlich soll es für die neuen Gäste ja wieder sauber sein und glänzen.
Die Kabine war dementsprechend noch nicht gleich fertig, obwohl ich natürlich neugierig darauf war. Aber es gab genug Zeit, um das Schiff kennenzulernen. Auch etliche Restaurants und Bars standen schon bereit für uns neue Gäste. Und auch das Garden Café, das große Buffet-Restaurant, bot schon Essen an.
Dann war ich angenehm überrascht von meiner großzügigen Balkonkabine. Viel Platz für meine Sachen, gut durchdacht alles und pieksauber. Auch das Bad großzügig mit hoher verglaster Dusche und allem, was man braucht.
3. Seetag – Gut zum Ankommen
Auf hoher See und ohne Termin für einen Landausflug – Ruhe genießen, das Schiff erkunden, Aussichtsplätze finden, Entscheidungen für das richtige Restaurant treffen.
Aber auch den Joggingkurs oben auf dem offenen Deck zum Walken nutzen, ins Fitness-Studio gehen, evtl. den Spa-Bereich ausprobieren, in einen der Whirl-Pools hüpfen – es gibt unendlich viele Möglichkeiten, sich zu beschäftigen.
Da rede ich noch gar nicht von den Shows, die im Theater gezeigt werden oder den Comedy-Clubs oder der Kartbahn (tatsächlich) ganz oben. Nicht alles für mich, aber langweilen muss sich wirklich niemand.
4. Sitka – Der erste Landausflug
Klein, charmant, geschichtsträchtig, verregnet. Ein süßer Ort mit russischer Geschichte und viel Natur. Ein geführter Rundgang bietet erste Begegnungen mit dem Ort und den Mitreisenden und viele Totempfähle.

5. Juneau – Hauptstadt von Alaska
Juneau ist nur mit dem Schiff oder Flugzeug erreichbar – und das als Hauptstadt. Du kannst Ausflüge zum Mendenhall-Gletscher machen oder Whalewatching Touren – sichere Klassiker. Oder mit der Seilbahn auf den Mount Roberts: herrlicher Blick und einfache Wege. Ideal für einen gemütlichen, aber beeindruckenden Tag.

6. Icy Strait Point – kleine Wanderung und Ziplining
Eine kleine Wanderung durch Regenwald und mit Warnschildern: Achtung Bären! Der kleine Ort Hoonah war das Ziel mit der zum Museum umgebauten Lachs-Konservenfabrik. Sehr interessant mit Einblicken in das Leben und die Arbeit zu früheren Zeiten.
In dem Museums-Shop habe ich mir dieses Buch gekauft und in zwei Tagen geradezu verschlungen: Tisha: The Wonderful True Love Story of a Young Teacher in the Alaskan Wilderness (English Edition)* Das gibt es auch auf Deutsch: Tisha: Die Geschichte einer jungen Lehrerin in der Wildnis von Alaska*
Und dann eine Seilbahn in luftige Höhen, von wo aus eine der längsten Ziplines der Welt die Wagemutigen in 1,5 Minuten wieder nach unten gleiten lässt.
Ich habe das dann nicht gemacht, weil der Berg nebelverhangen war und sicher keine gute Aussicht geboten hat an dem Tag. Bei gutem Wetter wäre ich hochgefahren.
Und ich muss sagen: Nachdem ich einige der Wagemutigen habe ankommen sehen … das hätte mich schon gereizt.

Wunderbar aber:
- Ich habe meinen ersten Weißkopfadler fliegen sehen. Majestätisch, ruhig, beeindruckend.
- Einige Schwanzflossen von Walen konnte ich sehen und viel Gebrodel unter der Wasseroberfläche. Ganz offensichtlich tummeln sich viele Wale in diesen Gewässern.
7. Ketchikan – Stadt des Regens
Bei typischem Regenwetter dennoch ganz entspannt und sehenswert. Stelzenhäuser, Totempfähle, Regenwald im riesigen Naturpark Tongass und der typische Lachs. Ein Stadtbummel der Ruhe.
8. Endicott Arm & Dawes-Gletscher – Höhepunkt der Kreuzfahrt
Das bleibt für mich unvergesslich: Die Bliss schob sich langsam in den engen Fjord, Eisbrocken trieben uns entgegen, die Stille war greifbar. Und dann ganz am Ende: der Gletscher. Blau. Majestätisch. Still. Stark. Da wirkte sogar das riesige Schiff ganz klein.
Ich stand lange ganz oben auf dem Aussichtsdeck und staunte, gemeinsam mit vielen anderen Reisenden. Und plötzlich dieser Gedanke: „Du siehst das jetzt allein. Aber es ist gut, dass du es siehst.“
9. Victoria, Vancouver Island, Kanada
Ein letzter Landausflug, ein letzter Abend, bevor wir morgens wieder in Seattle sein würden. Die lichterglänzende wunderschöne Stadt Victoria – wie lange hatte ich sie nicht mehr gesehen. Das war ein für mich sehr passender Abschluss einer emotionalen Reise.
Meine Gedanken zum ganz alleine reisen kannst du hier nachlesen.
Allein auf See – Kreuzfahrt als sanfter Schubs
Und ich spürte große Dankbarkeit. Dafür, dass ich diese Reise gemacht hatte und machen konnte. Dass ich mich getraut hatte. Und dass ich mich lebendig fühlte – auch mit Trauer im Gepäck.
Ich habe auf dieser Reise gelernt, dass Alleinreisen kein Mangel sein muss. Es kann ein Ausdruck von Leben sein, von Loslassen. Von Neugier auf das, was kommt. Du musst es nur zulassen.
Die Mischung aus Komfort, Struktur, Natur und neuen Eindrücken hat mir sehr geholfen. Ich konnte mich zurückziehen, wenn mir danach war. Ich konnte unter Menschen gehen, wenn mir danach war.
Meine Tipps für andere, die sich wieder hinauswagen wollen
- Bereite alle Unterlagen akribisch vor. Das gibt dir Sicherheit für die gesamte Reise.
- Plane einen Puffer ein: Eine Vorübernachtung beruhigt und lässt dich ankommen. Du willst auf keinen Fall die Abfahrt verpassen.
- Wähle ein Schiff mit Lounge und Einzelkabinen. Du brauchst Rückzugsorte.
- Mache einfache geführte Ausflüge, da finden sich immer Gesprächsthemen. Gerade am Anfang gut.
- Sprich, wenn dir danach ist – oder schweig, wenn du magst. Beides ist in Ordnung.
- Nimm Erinnerungen mit – und trau dich, neue zu schaffen.
Hier findest du Tipps und einen Leitfaden zur Vorbereitung deiner Reise. Die wichtigsten ToDo´s für deine Fernreise.
Fazit: Meine Solo-Kreuzfahrt nach Alaska – ein Schritt nach vorn ins Leben
Diese Reise war kein Neuanfang – aber sie war ein kleiner Schubs. Sie hat mir gezeigt, dass mein Leben weitergeht. Anders, aber immer noch voller Möglichkeiten.
Ich habe geweint, ich habe gelacht, ich habe gestaunt. So viele Eindrücke, so viele Erinnerungen, so viel Neues, dass wirklich alle Emotionen ihren Platz hatten.
Meine Solo-Kreuzfahrt nach Alaska hat mir nicht die Trauer genommen. Aber sie hat mir Kraft und Sicherheit gegeben. Und manchmal ist das schon alles, was man für den nächsten Schritt braucht.
Fragen oder ähnliche Erfahrungen? Schreib mir gern – ich freue mich auf den Austausch.
8 Comments
Leonie Weber
Liebe Karen, was für ein starker Bericht! Dabei spielen die eigentlichen Erlebnisse der aufregenden Kreuzfahrt die untergeordnete Rolle. Viel bedeutsamer sind deine Eindrücke und deine Tipps für Menschen, die vielleicht wie du, das erste Mal wieder alleine unterwegs sind. Und das mögen Kleinigkeiten sein, aber zum Beispiel der Hinweis mit dem Rückzugsort (das kann deine Einzelkabine sein) ist sehr wertvoll. Gefühle können dich manchmal überrennen und da braucht es Ruhe. Die braucht es sicher nicht immer, aber wenn sie benötigt wird, sollte ein Raum dafür da sein. Genauso wie es einen Raum für Gespräche und neue Begegnungen geben muss. Beides ist wichtig und beides kann gut vorbereitet werden. Danke für den schönen Bericht.
Karen
Liebe Leonie,
ich danke dir sehr für deine lieben und anerkennenden Worte. Du hast Recht, Rückzugsmöglichkeiten sind wirklich wichtig, in vielen Momenten.
Ich war mir unsicher, ob eine Kreuzfahrt das Richtige sein würde, aber das war sie. Sie hat geholfen, die Situation zu akzeptieren. Die Gefühle bleiben, aber Neues hat auch seinen Platz.
Gudrun
Liebe Karen,
wow, Alaska, alleine. Mit den Emotionen, dass man diese Reise mit gerne mit dem Partner gemacht hätte. Sicher nicht einfach, aber wie du sagst, ein Schritt in ein neues / anderes Leben. Danke für diesen tollen Reisebericht.
Liebe Grüße und alles liebe
Gudrun
Karen
Liebe Gudrun, vielen Dank für deine Worte und dein Mitfühlen.
Und dir wünsche ich ganz viel Freude in Frankreich.
Liebe Grüße
Karen
Heidi
Hallo liebe Karen, ich bin beeindruckt und sehr berührt von deinem Block über deine Alaska Reise.
Man kann sich so reinfühlen in deine Emotionen und Erlebnisse. Ich bewundere dich für deinen Mut und deine Stärke. Wie sagt man so schön, “ ganz großes Kino!“
Mach so weiter, du bist auf dem richtigen Weg!
Alles Liebe,
Heidi
Karen
Liebe Heidi,
danke für die lieben Worte. Das war eine für mich sehr wichtige Reise mit so vielen Emotionen. Ich bin froh, wenn ich das ein bisschen rübergebracht habe in meinem Beitrag.
Liebe Grüße und bis bald
Karen
Fine
Liebe Karen,
wie jeher ein sooo einfühlsam geschriebener Beitrag, sodass ich richtig mitgeliefert und Daumen gedrückt habe, dass deine Kreuzfahrt ein tolles Erlebnis wird.
Es freut mich sehr zu lesen, dass es das war – trotz der Aufgeregtheit, weil es deine 1. richtige Solo-Reise war…und da sind alle Emotionen ok, alles, was sich für dich gut anfühlt.
Bei deiner Beschreibung der Zipline musste ich schmunzeln, da wäre ich vermutlich die Erste gewesen, die da hinuntersaust, perfekte Sicht hin oder her. 😁
Ich wünsche dir weiterhin ungestillte Neugier…auch auf „gemeinsame“ Wunsch-Orte!
Ganz liebe Grüße,
Fine.
Karen
Liebe Fine,
vielleicht sollten wir mal gemeinsam eine Zipline sausen …
Ja, die Neugier bleibt bei mir, das ist auch gut so.
Liebe Grüße
Karen