Was man uber das heutige Kuba wissen sollte
Meine Beschreibungen unserer Kuba-Reise möchte ich beginnen mit einigen Beobachtungen, die wir auf unserer Reise gemacht haben. Was man uber das heutige Kuba wissen sollte, habe ich hier einmal zusammengetragen. So haben wir es vorgefunden.
Kuba – der Staat
Kuba ist ein seit der sogenannten kubanischen Revolution kommunistisch regierter Inselstaat in der Karibik.
Der Begriff „Kubanische Revolution“ bezeichnet dabei dreierlei:
- erstens den Sturz des kubanischen Diktators Batista durch die von Fidel Castro angeführte Widerstandsbewegung
- zweitens die radikalen Maßnahmen Castros zum Umbau von Staat, Wirtschaft und Gesellschaft (z.B. Landreform, Verstaatlichung, Enteignung …)
- drittens bis heute die symbolische Bezeichnung für die Beibehaltung des revolutionären Kurses in Kuba.
Der Sturz der Diktatur
Anfang 1959 verstaatlichte Kuba schrittweise Landwirtschaft und Industrie und enteignete alle US-Vermögenswerte. Daraufhin wanderten nach 1959 etwa 10 % der Bevölkerung aus, darunter nahezu die komplette kubanische Oberschicht. Mittlerweile bilden die Exilkubaner eine einflussreiche Gemeinde von etwa zwei Millionen Menschen in den USA, insbesondere in Florida.
Lesetipp: Buchvorstellung Nächstes Jahr in Havanna.
Enteignung und Verstaatlichung
Die Folgen des zweiten oben genannten Punktes sind bei einer Reise durchs Land unübersehbar. Die teils prächtigen Stadtpaläste und -häuser bröckeln. Viele sind aufgeteilt in mehrere Wohnungen. Mauern ziehen sich als Trennung durch die Häuser, Zwischendecken wurden in die hohen Räume eingezogen, damit noch mehr Menschen dort wohnen können.
Manches Gebäude ist durch die erheblich höhere Belastung schlichtweg eingestürzt. Auf den Restmauern finden sich teilweise kleinere Bauten oder auch Holzhütten.
Andererseits gibt es aber auch eine rege Bautätigkeit. Vor allem an den von Tourguides gezeigten Orten Havannas haben wir wunderschön renovierte Häuser und Paläste gesehen. Das Prunkstück ist die Fertigstellung des Kapitols mit seiner vergoldeten Kuppel. Dies war natürlich wichtig für die 500-Jahr-Feier Havannas, https://www.tagesschau.de/ausland/500-jahre-havanna-101.html.
Fidel Per Siempre
Der dritte Punkt zeigt sich an den allgegenwärtigen Parolen (z. B. „La Revolucion per siempre!, Fidel per siempre“, also „für immer“) an Wänden oder auf Schildern.
Diesen Parolen sind wir auf unserer Rundreise oft und überall begegnet. Häufig auch an den armseligsten Stellen, so dass wir uns fragten, wer die denn wohl platziert haben könnte. Warum diese Treue?
Kuba – die Menschen
In Kuba leben derzeit etwa 11 Millionen Menschen, davon über zwei Millionen in der Hauptstadt Havanna. Durch die seit der Revolution sehr gute medizinische Betreuung stieg die Lebenserwartung der Menschen stark an, verbunden mit einer äußerst geringen Kindersterblichkeit.
Ärzte sind heute der kubanische Exportartikel Nr. 1. Mit 20 000 Ärzten entsendet Kuba mehr medizinisches Personal in Entwicklungsländer als alle G7-Staaten zusammen, wie du dem von mir vorgestellten Reiseführer entnehmen kannst: Buchvorstellung: ADAC Reiseführer Kuba – bunte Perle der Karibik.
Allerdings beträgt der monatliche Durchschnittsverdienst eines Arztes auf Kuba ca. 60 Euro. Davon kann man nicht leben. Die Auslandsärzte bekommen mehr, dürfen aber nur 10 % ihres Verdienstes behalten, der Rest geht an den Staat. Das ist also eine wichtige Einkommens- und Devisenquelle für Kuba.
Neuerdings aber werden offenbar nicht mehr so viele kubanische Ärzte angefordert, was natürlich auch zu weniger Geldfluss führt. Die Rückkehr dieser Ärzte verschärft sicher noch deren wirtschaftliche Situation.
Kuba – die Wirtschaft
Neben dem Exportartikel Ärzte lebt Kuba heute hauptsächlich vom Tourismus.
Tabak- und Zuckerrohranbau werden nur wenig wirtschaftlich betrieben und gleiches gilt für den Obstanbau. Sozialistische Großbetriebe schicken z. T. noch wie vor hundert Jahren mit Macheten ausgerüstete Schnitter zur Ernte in die weitläufigen Zuckerrohrfelder. Diese Ernten werden dann oft mit Ochsen- oder Pferdefuhrwerken weiter transportiert, gerne auch über die Autobahn.
An der Autobahn sieht man die Tiere dann häufig grasen und ausruhen. Das wirkt alles sehr idyllisch, ist aber natürlich nicht sehr effektiv.
Maschinen funktionieren kaum oder nicht mehr. Ersatzteile sind nur schwer zu bekommen. Häufig sieht man alte verrostete Maschinen an den Feldern stehen.
Die berühmten Oldtimer auf Kubas Straßen sind ebenfalls, wie die Stadtpaläste der Zuckerbarone, Überbleibsel der vorrevolutionären Zeit und machen wie diese den Zauber und Charme Kubas aus.
Sie dienen sowohl als touristische Sehenswürdigkeit als auch als ein wichtiges Transportmittel.
Nur ca. 1 % der Kubaner verfügt über ein eigenes Auto, /buchvorstellung kuba-bunte-perle-der-karibik/. Deshalb werden die vorhandenen alten Fahrzeuge auch mit aller Kraft und Kreativität am Leben erhalten. Sie sind für Kubaner ein wichtiges Mittel, etwas Geld zu verdienen. Ihr Innenleben, Motor etc., hat mit ihrer Originalausstattung meist nicht mehr viel zu tun.
Was man uber das heutige Kuba wissen sollte
Neue Möglichkeiten: Privatbetriebe
Auf der anderen Seite gibt es seit einigen Jahren kleine bäuerliche Privatbetriebe und auch Vermietungsmöglichkeiten, also endlich auch private Möglichkeiten des Geldverdienens.
Das war vor allem eine Folge der vorsichtigen Öffnung und der Lockerung der Blockade und Wirtschaftssanktionen durch Präsident Obama. Seit Donald Trump Präsident der USA war, wurden die Sanktionen aber wieder verschärft. Das spüren die Menschen auf Kuba sehr unmittelbar.
Zur aktuellen Entwicklung gibt es einen sehr interessanten und empfehlenswerten Artikel: https://www.tagesschau.de/ausland/kuba-wirtschaft-101.html.
Neue Möglichkeiten: Tourismus
Vor allem für Menschen, die in irgendeiner Form mit dem Tourismus Kontakt bekommen können, sei es als Reiseführer, Vermieter einer Casa Particular oder als Angestellter in einer Bar etc., ist dieser aber eine Möglichkeit, etwas Geld zu verdienen.
Und da bin ich beim Geld bzw. der Währung:
Währungen: Kuba und der Klassenfeind
Das kubanische Währungssystem war lange Zeit etwas verwirrend, denn es gab zwei Währungen. Der Peso Cubano (CUP) ist die kubanische nationale Währung, die häufig auch als „Moneda Nacional“ (M.N.) bezeichnet wird. Die zweite Währung, der Peso Convertible (CUC), wurde einst geschaffen, um den unbeliebten US-Dollar zu ersetzen, der bis dahin als Devisen-Zahlungsmittel in Kuba gebraucht wurde.
- Im Zuge der schweren Wirtschaftskrise, die durch die Corona-Pandemie entstand, wurde der Peso Convertible (CUC) zum Jahr 2021 abgeschafft, wobei die Abschaffung bereits seit langer Zeit geplant war.
- Jedoch wurde das System nicht unbedingt einfacher. Erhalten blieb der kubanische Peso, Peso Cubano. Mit kubanischen Pesos kommen Pauschaltouristen selten in Kontakt, nur dann, wenn sie sich von den Touristenhochburgen entfernen.
- Heute wird auch wieder der US-Dollar als harte Währung gebraucht, jedoch häufig nur noch in bargeldloser Form, durch Zahlungen per Kreditkarte. Aber auch der Euro oder kanadische Dollar genießen recht große Akzeptanz.
- Für Hotelurlauber ist es grundsätzlich am einfachsten, Bargeld mitzunehmen und dieses vor Ort zu tauschen. Bei individuellen Rundreisen empfiehlt sich hingegen eine Kombination aus Bargeld und Kreditkarten. Mit den Kreditkarten lässt sich Geld an Automaten abheben und zunehmend auch direkt bargeldlos zahlen.
Wie ist die aktuelle Lage in Kuba?
- Nach offiziellen Schätzungen schrumpfte die kubanische Wirtschaft im Jahr 2023 um zwei Prozent, während die Inflation 30 Prozent erreichte.
- Seit Zeiten der Pandemie verschlimmert sich die wirtschaftliche und soziale Lage auf der kommunistisch regierten Karibikinsel stetig.
- Die Produktion fast aller Güter und Waren sinkt kontinuierlich, dafür steigen die Preise stetig.
- Staatliche Hilfen für Bedürftige, und das sind viele, werden massiv gestrichen.
- Der Staat subventionierte bisher fast alle lebenswichtigen Güter und Dienstleistungen für die Bevölkerung, machte aber Ende Dezember 2023 unmissverständlich klar, dass damit nun Schluss sei. Es ist schlicht kein Geld mehr da.
- Die Folge: Wer kann, der geht. Vor allem gut ausgebildete jüngere Kubanerinnen und Kubaner verlassen die Insel.
Besonders hart trifft die Insel, dass der in der Pandemie eingebrochene Tourismus nicht wieder in Gang kommt.
In 2023 kamen nach offiziellen Angaben gerade mal knapp 2,4 Millionen Besucher auf die Insel. Davon waren 350.000 aber im Ausland lebende Kubanerinnen und Kubaner.
2019 waren noch 4,2 Millionen Besucher gekommen.
Fazit: Was man uber das heutige Kuba wissen sollte
Was du über das heutige Kuba wissen solltest, habe ich versucht, hier zu beschreiben. Es gibt natürlich noch viel mehr zu nennen. Ich werde in meinen Beschreibungen über die Reise auch immer wieder auf die gegenwärtige politische und gesellschaftliche Situation eingehen.
Würde ich wieder nach Kuba reisen? Eine schwere Frage, denn es gibt ja noch so viele Reiseziele auf der Welt, die mich interessieren.
Ich habe die Reise sehr genossen und viel gelernt über Kuba und seine Geschichte, Wirtschaft, Politik. Das möchte ich auf keinen Fall missen.
Solltest du aktuell nach Kuba reisen?
Wenn du noch nicht dort warst, solltest du wirklich überlegen, dieses Land einmal zu bereisen. Es hat viel zu bieten.
Lesetipp: Havanna in drei Tagen.
Lies dazu auch meine anderen Beiträge über Kuba: