Sagenhafter Chiemsee – 2 weitere Inseln im See und 1 Skandal
Letztens war ich ja am Chiemsee, das habe ich dir hier erzählt. Wir sind mit unseren E-bikes die Chiemsee-Rundfahrt gefahren. Beim Schreiben des Beitrags habe ich dann zusätzlich so einige interessante und spannende Geschichten oder Legenden gefunden, von einer versunkenen Stadt im See, von der sündigen Insel und von einem Skandal im Kloster – ein sagenhafter Chiemsee also.
Und erwähnt hatte ich ja auch die unbewohnte Krautinsel, deren einzige Bewohner einige Schafe sind. Das hat mich dann interessiert. Warum wohnt da niemand? Und dann gibt es da sogar noch eine Insel, eigentlich eher eine Erhebung, den Schalch.
Schalch im Chiemsee
Der Schalch ist eine winzige Insel im Chiemsee und gehört zum gemeindefreien Gebiet Chiemsee im Landkreis Traunstein. Sie liegt 66 m westlich der Fraueninsel und 50 m vom nächstgelegenen Steg entfernt. Ihr Grundriss ist ein Quadrat mit einer Seitenlänge von knapp 5 Metern, dessen Ecken an den Himmelsrichtungen ausgerichtet sind. Die Fläche beträgt gerade mal 22 m², etwa wie ein Wohnzimmer.
Das Inselchen wurde vermutlich künstlich angelegt, um eine größere Untiefe zu markieren, die eine Gefahr für Segelboote darstellte. Das Ufer ist mit gemauerten Steinreihen befestigt. Nach anderen Quellen sollte sie schon im 30-jährigen Krieg als eine von vielen Bastionen für eine die Insel als Schutz umringende Sperrkette dienen.
Der Schalch wurde von der Künstlergemeinde der Fraueninsel um 1935 mit einer Weide bepflanzt, um sie für Segler besser sichtbar zu machen. Während einer Feier „taufte“ die Künstlergemeinde die Insel Sahara. Ein Sturm fällte die Weide Anfang des 21. Jahrhunderts, sie wurde durch eine neue ersetzt.
Anders als die anderen Chiemseeinseln, einschließlich der nahe gelegenen Krautinsel, gehört der Schalch nicht zur Gemeinde Chiemsee (Landkreis Rosenheim), sondern wie der See zum gemeindefreien Gebiet Chiemsee (Landkreis Traunstein). Klingt etwas kompliziert.
Die Krautinsel – unbewohnte Insel im Chiemsee
Die Krautinsel liegt zwischen Frauenchiemsee (Fraueninsel) und Herrenchiemsee (Herreninsel) und gilt als kleinste der drei Chiemseeinseln, was ja nicht stimmt, siehe oben. Sie ist nur ca. 3,5 Hektar groß und unbewohnt. Touristen und Besucher des Chiemsees kommen normalerweise nicht hierher, kein Linienschiff steuert sie an.
Unter Einheimischen und Seglern, auch Tretbootfahrern und Paddlern und einigen Gefährten mehr ist die kleine Insel im Chiemsee aber ein Geheimtipp, den man sich gerne einmal ansieht.
Im Mittelalter wurde die Insel von den Nonnen des Benediktinerinnenklosters Frauenwörth (Frauenchiemsee) zum Anbau von Gemüse und Kräutern genutzt. Vermutlich daher der Name Krautinsel. Heute nutzen ortsansässige Bauern die Insel im Sommer als Weide für ihr Vieh. Im Herbst wird das Vieh wieder mit Schiffen auf die Bauernhöfe geholt.
Sagenhafter Chiemsee – Drei Sagen
Jetzt aber zu den versprochenen sagenhaften Chiemsee-Geschichten. Ich hoffe, sie gefallen dir genau so gut wie mir.
1. Die versunkene Stadt im Chiemsee
Angeblich kann man an nebligen Tagen vom Chiemsee her eine Glocke hören, deren Töne seltsam klingen. Die Richtung, woher die Töne kommen, kann man nicht so leicht bestimmen. Dann sagen die Einheimischen: „Es läuten die Glocken der untergegangenen Stadt“.
Vor sehr langer Zeit waren die Fraueninsel, die Krautinsel und die Herreninsel mit dem Festland verbunden. Das Land war fruchtbar und ernährte die Kühe. Die Bewohner und Hirten wurden reich und selbstgerecht, sie vergaßen Gott und trieben auch an den Sonntagen ihr Vieh auf die Weiden anstatt in den Gottesdienst zu gehen. Der Priester predigte vor leeren Kirchenbänken.
Die Strafe Gottes ließ nicht lange auf sich warten und war fürchterlich. Hirten, Herden, Häuser und die Kirche versanken im Chiemsee und mit ihnen das schöne Land. Nur das Land der Klosterfrauen und der Mönche blieb verschont und es entstanden die Chiemsee-Inseln. Einsam mahnt nun heute noch die Glocke der versunkenen Kirche an Frömmigkeit und Gottesfurcht aus der Tiefe des Sees. (Quelle: Rimsting Ortsinformation)
2. Die sündige Insel im See
Auch über die Krautinsel habe ich eine vielsagende Geschichte gefunden, die ich dir gerne erzählen möchte.
Den Grund, warum auf der kleinen Insel zwischen Herren- und Fraueninsel nur wildes Kraut und Gestrüpp wächst, berichtet folgende Sage.
Auf der Krautinsel sollen sich die Mönche des Klosters der Herreninsel Herrenwörth und die Nonnen der Fraueninsel Frauenwörth zum „Rendez-Vous“ getroffen haben. Als Strafe für diese Sünde wurde die Insel unfruchtbar und nur mit Gestrüpp bewachsen. Die unzüchtigen Nonnen und Mönche wurden auf Ewigkeit auf den Grund des Chiemsees verbannt. Noch heute sagt man, wenn der Chiemsee stärkere Wellen schlägt, dass die verbannten Nonnen und Mönche wohl wieder ihr Unwesen treiben. (Quelle: Chiemgau-guide.de)
3. Skandal im Kloster oder:
Warum es auf der Insel spukt
Eine weitere Geschichte zu den Inseln über Skandal und Spuk, beruhend auf belegten Gerichtsakten:
Angeblich spukt es auf der Fraueninsel jeden ersten Vollmond im Oktober in der Torhalle. Man hört anscheinend ein herzzerreißendes Schluchzen und Seufzen.
Dazu gibt es aus der Chronik des Klosters eine Vorgeschichte: Vor etwa 150 Jahren war an der Klosterschule ein 17-jähriges Mädchen namens Katharina Dallhuber, die aus einer wohlhabenden und sehr angesehenen Salzburger Bürgerfamilie stammte. Sie war ein Schönheit: Langes, hellblondes Haar, zierlich und ein Gesicht wie eine Madonna. Außerdem eine hervorragende Schülerin und sehr religiös; sie wollte nach der Schule im Kloster bleiben und Nonne werden.
Zur damaligen Zeit hatten die Benediktinerinnen auf der Krautinsel Gärten, die den Bedarf des Klosters an Frischgemüse, Kartoffeln und Salat deckten. Unter Leitung der Schwester Gärtnerin mussten die Schülerinnen im Sommer unter anderem auch die anfallenden Gartenarbeiten erledigen.
An einem Spätnachmittag im April war Katharina allein auf der Krautinsel geblieben, weil ihre Arbeit noch nicht erledigt war. Sie sollte später in einem Kahn zur Fraueninsel nachkommen. Anscheinend war dieser Tag ein typischer Apriltag: Sonne, Regenschauer und viel Wind. Als das Mädchen mit der Arbeit fast fertig war, wurde der Himmel dunkel und ein Gewittersturm zog über den See. Katharina suchte Schutz in dem Gartenhaus, in dem die Zöglinge ihre Brotzeiten einnahmen und wo auch die Geräte aufbewahrt wurden.
Dies alles steht so in den Schulakten und in der Chronik, und wurden später peinlich genau untersucht. Das Gewitter entwickelte sich zu einem Schnee- und Hagelsturm und es wurde ziemlich kalt.
Eine weitere Person suchte Zuflucht auf der Krautinsel: Ein Fischer namens Josef Altinger. Er war damals 27 Jahre alt, verheiratet und wohnte mit seiner Frau und dem zweijährigen Sohn in einem kleinen Häuschen auf der Fraueninsel.
Das alles konnte Katharina aber nicht wissen, sie kannte Josef nicht, denn die Klosterschülerinnen wurden sehr behütet und hatten mit Außenstehenden keinen Kontakt. Dieser Fischer geriet also mit seinem Fischerboot auf dem Heimweg von seiner Arbeit in den Gewittersturm und suchte ebenfalls Zuflucht in diesem Schuppen auf der Krautinsel.
Es lässt sich nur vermuten, daß sich die beiden ziemlich nahekamen. Was in dieser Zeit im Schuppen passiert ist, hat das Mädchen nie erzählt, sooft sie auch danach gefragt wurde.
Aus den Personalien der späteren Gerichtsakten ist zu ersehen, dass Altinger schwarze, gelockte Haare hatte, braune Augen, einen respektablen Schnurrbart und groß und schlank war. Ein sogenanntes fesches Mannsbild also. Kurz und gut: Katharina verliebte sich bis über beide Ohren in diesen Fischer. Er war ihre erste Liebe und leider, das konnte Katharina aber nicht wissen, ein berüchtigter Schürzenjäger. Sie trafen sich von da an jeden Dienstag spät nachts in der Torhalle.
Keine Überraschung: Katharina wurde schwanger, in der damaligen Zeit war das eine Katastrophe schlimmsten Ausmaßes.
Als das Mädchen seinen Zustand nicht mehr verbergen konnte, nahmen die Ereignisse ihren Lauf: Es gab hochnotpeinliche Verhöre, wie es überhaupt dazu hatte kommen können. Dann die Frage, wer der Vater sei. Zunächst wollte die verliebte Schülerin ihren Josef nicht verraten. Romantisch, wie sie war, rechnete sie fest damit, dass er sie heiraten würde.
Doch dann kam es knüppeldicke: Katharinas Eltern reagierten auf die Nachricht, indem sie das Mädchen verstießen.
Dem Fischer Josef wurde die ganze Sache auch zu heiß und er kam nicht mehr zum Torbogen. Als Katharina das endlich begriffen hatte, rächte sie sich, indem sie ihn verriet.
Im Zuge der Untersuchung muss sie auch erfahren haben, dass ihr Geliebter verheiratet war und einen Sohn hatte. Jetzt brach für Katharina alles zusammen: Ihre Liebe zu Josef, auf den sie im Geheimen immer noch gehofft hatte, und ihr Vertrauen in die Menschen.
Sie schrieb einen verzweifelten Brief an Josef, wartete nochmals einen Dienstag spät nachts bei Vollmond und stürzte sich dann, als er wieder nicht kam, gegen Mitternacht vom Turm. Da aus dem Brief nicht hervorging, dass Katharina Selbstmord begehen wollte, kam natürlich jetzt Altinger in Schwierigkeiten, ob es womöglich Mord gewesen sei.
Bei der gerichtlichen Untersuchung vor dem königlich bayerischen Amtsgericht in Rosenheim konnte er aber nachweisen, dass er die betreffende Nacht bei einer Bauerndirn in Prien verbracht hatte. Damit war er aus dem Schneider und die Geschichte fand so ihr Ende.
Seit dieser Zeit heißt es aber, dass man jeden ersten Vollmond im Oktober im Torbogen dieses Weinen und Schluchzen hört, wenn man nur intensiv lauscht. (Quelle: sys.org/stories/fi-skand)
Sagenhafter Chiemsee – großartig und geheimnisvoll
Wenn du dich für solche Geschichten, ob mit wahrem Kern oder eher nicht, interessierst, kannst du in diesem Buch noch fündig werden: Gisela Schinzel-Penth, Sagen und Legenden um Chiemgau und Rupertiwinkel.
Der Chiemsee hat schon etwas Geheimnisvolles an sich, vor allem, wenn man ihn leicht neblig und etwas düster sieht. Faszinierend, finde ich.
Sagenhafter Chiemsee – 2 weitere Inseln im See und 1 Skandal: ich hatte vorher gar nicht gewusst, dass der Chiemsee so viele Geheimnisse birgt. Wusstest du das? Er ist auf jeden Fall ein Reise- und Ausflugsziel, das sich lohnt.
Gibt es in deiner Region auch solche Sagen, die dich inspirieren, das mal etwas genauer anzusehen? Oder bist du dazu zu realistisch? Erzähl mal und schreib mir. Bis bald.