74 Kilometer Isarradweg – entspanntes Radeln: München-Freising-München
Langsam wurde es knapp. Was konnten wir eigentlich noch unternehmen in dieser Zeit, in der die Corona Infektionszahlen wieder ständig hoch gingen? In denen Politiker dazu aufforderten, lieber zu Hause zu bleiben, um nicht sich und andere damit anzustecken? In denen die Ampeln sprichwörtlich auf Rot standen?
Eine Antwort für dich und mich: 74 Kilometer Isarradweg – von München bis Freising! Alleine oder zu zweit raus und z. B. eine Fahrradtour unternehmen, das passt immer. Auf dem Isarradweg von München bis Freising, der Domstadt, radeln, das geht auf jeden Fall immer und ist zudem auch noch gesund. Diesmal war es einer der letzten schönen Herbsttage für diesen entspannten und leichten Abschnitt des Isarradwegs.
Der Isarradweg – ein Erlebnis
Die Isar zeigt auf ihrem Weg von der Quelle bis zur Mündung viele verschiedene Gesichter. Eine Fahrt entlang des ganzen knapp 300 Kilometer langen Isarradweges hat deshalb schon landschaftlich einen großen Reiz. Wenn du den gesamten Radweg fahren willst, bist du aber eben auch ein bisschen länger unterwegs und musst ein paar Mal übernachten.
Du könntest in Tirol starten und durch die Alpenwelt Karwendel, das Tölzer Land, die bayerische Landeshauptstadt München, die Landkreise Freising, Landshut und Dingolfing-Landau fahren, bis du schließlich an der Isarmündung im Deggendorfer Land dein Ziel erreichst.
Für eine solche Tour war es aber nicht die Zeit, wir haben uns auf einen Tagesausflug beschränkt.
Unser Abschnitt – von München bis Freising
Wir beginnen unsere Tour am Englischen Garten und parken beim Kleinhesseloher See am Restaurant Seehaus.
Wusstest du, dass der Englische Garten einer der größten Stadtparks weltweit ist? Viel größer als der Central Park in New York.
Unter dem Mittleren Ring hindurch Richtung Isar – schon sind wir im Nordteil des Englischen Gartens. Fast schon verwunschen, sehr idyllisch und viel ruhiger als im Südteil ist es hier.
Englischer Garten Nordteil
Zu Beginn stoßen wir auf den Biergarten und das Restaurant Hirschau und radeln entlang einer kleinen Siedlung. Geschwungene Wege führen vorbei an schönen Wiesen, idyllische Plätze laden zum Verweilen ein, abgeschiedene Pfade führen an Bächen entlang, die man auf kleinen Brücken überqueren kann.
Wir genießen die ruhige Fahrt und suchen den Radweg direkt an der Isar. Rechterhand geht es weiter aus der Stadt hinaus mit wunderschönen Blicken auf die Isar.
Die Isar
Der Fluss Isar ist nicht schiffbar, wir können auf unserer Strecke deutlich erkennen, warum:
- sie ist meist sehr flach
- sie weist eine starke Strömung und entsprechend Strudel auf
- viele Wehre mit Steinen und Felsen wären gefährlich und unpassierbar
Die Isar wird seit einiger Zeit abschnittweise renaturiert: Isar 2020 – Vorbeugender Hochwasserschutz und Gewässerentwicklung an der Mittleren Isar. Dadurch sollen u. a. Rückzugsräume für den Fall eines Hochwassers geschaffen werden. Gleichzeitig wird der Lebensraum Flussaue reaktiviert.
Wie wir auf unserer Tour sehen konnten, wurden bereits Uferbefestigungen an der Isar bei Achering zurückgebaut, um eine weitere Vertiefung der Gewässersohle zu verhindern. Auch Schwellen und Rampen wurden eingebaut, wo andernfalls mit einer Vertiefung der Isar durch die starke Strömung zu rechnen gewesen wäre. Damit wäre dann eine Gefahr für das Grundwasser entstanden.
Die Isarauen
Rechts und links des Flusses gibt es zwei Wander- und Radwege, die weit über den Landkreis hinaus bis Freising führen. Wir halten uns auf der rechten Seite und radeln entspannt mitten durch die Isarauen in Richtung Freising. Die Isarauen Nord sind Naturschutzgebiet und ziehen sich wie ein Band vom Norden Münchens bis nach Freising hinein.
Das Schutzgebiet ist mit Kleingewässern, vegetationsarmen Schotterbänken in der Überflutungszone sowie Weidengebüschen und Auwäldern ein vielseitiger Lebensraum für seltene Pflanzen und Tiere. Sogar der Biber ist hier wieder heimisch geworden. Der Artenreichtum wird sogar mit dem eines tropischen Regenwaldes verglichen.
Besonders bedeutend sind die sogenannten Brennen, vom Hochwasser aufgeschüttete Kiesflächen, mit blütenreichem Magerrasen.
Auf uns wirkte das wie eine Verlängerung des Englischen Gartens bis nach Freising – Natur pur, abwechslungsreich, idyllisch, mit herrlichen kleinen Flächen für Ausflügler.
Domstadt Freising
Einige Kilometer vor Freising, bei Achering, führt uns der Isarradweg über eine Brücke auf die andere Seite. Schon sehen wir die Stadt mit dem Domberg vor uns.
Im frühen Mittelalter war Freising das wichtigste urbane Zentrum im oberbayerischen Raum, während das damalige München zu dieser Zeit noch ein kleines Dorf war. Eine wichtige Rolle kam dabei dem Domberg zu, der heute noch das weithin sichtbare Wahrzeichen der Stadt ist.
In Freising folgen wir der Ausschilderung zum Bahnhof. Durch Schrebergärten und eine Unterführung gelangen wir in die Altstadt. Die Altstadt rund um den Marienplatz ist malerisch und gut belebt.
Der Domberg ist natürlich für jeden Besucher ein Muss und auch wir machen uns auf den Weg hinauf.
Für einen kleinen Imbiss haben wir uns vorher am Marienplatz einige Leckereien gekauft, weil wir uns – Corona lässt grüßen – nicht in ein Restaurant setzen wollten.
Der Anstieg zum Dom ist ziemlich steil und mein E-bike ist schwer. Leider muss ich es schieben, denn mir fehlt, im Gegensatz zu meinem Mann, der Schwung zum Losfahren. Oder die richtige Technik. Wie auch immer, er wartet oben und wir finden einen wunderschönen Platz mit Aussicht für unsere Pause.
Am Domplatz Aussicht vom Domberg
Wenn wir gewusst hätten, dass oben auf dem Domplatz ein Imbisswagen, ein Foodtruck, steht mit leckerem Angebot, dann hätten wir uns hier etwas zu essen gekauft. Schade.
Aber einen Kaffee habe ich mir dennoch dort geholt, und der war sehr gut. Zusammen mit der wunderbaren Aussicht und der wärmenden Herbstsonne war das der perfekte Platz für unsere Pause.
Freising ist die älteste Stadt Oberbayerns mit einer nahezu 1300jährigen Geschichte. Der Dom romanischen Ursprungs ist eng verbunden mit Papst Benedikt XVI., der hier als Joseph Ratzinger Theologie studierte und als Papst am Ende seiner Bayern-Reise den Dom besuchte.
Freising ist definitiv wegen seiner zahlreichen historischen Baudenkmäler einen weiteren Besuch wert. Du könntest über die malerischen Plätze und durch die Gassen schlendern und auch studentisches Flair genießen.
Die alte Domstadt ist nämlich heute auch Sitz des grünen Zweigs der Technischen Universität München mit Fächern wie Land- und Forstwirtschaft. Das bringt nicht nur einen gewissen studentischen Charme mit sich, sondern auch sehenswerte Lehreinrichtungen wie den Staudengarten oder den Gehölzlehrpfad.
Dafür fehlt uns aber heute die Ruhe und Muße, denn wir wollen ja unsere E-bike-Tour beenden.
Zurück per E-bike
Du könntest auch von Freising aus mit der S-Bahn zurück nach München fahren, aber wir wollen auch den Rückweg radeln.
Also machen wir uns wieder auf den Weg, den steilen Domberg hinab und aus der Stadt hinaus.
Diesmal fahren wir meistenteils auf der anderen Isarseite, bis wir wegen des steinigeren Weges doch wieder bei einer Brücke auf die andere Seite wechseln.
Obwohl es keine richtige Rundtour ist, wie es z. B. unsere Chiemsee-Rundtour war, bietet sich uns doch ein anderer Blick als auf der Hintour, auch die Informationstafeln zur Isar-Renaturierung sind interessant.
Endstation Englischer Garten
Schließlich erreichen wir wieder den Englischen Garten, fahren an den Biergärten Aumeister und Hirschau vorbei und genießen noch einen Moment der Ruhe an einem kleinen Teich.
kleines Konzert … am stillen Teich
Dann sind es nur noch wenige Minuten bis zum Seehaus und unserem Parkplatz.
Fazit
Schön war der Ausflug, wir sind immerhin 74 Kilometer geradelt, haben den Isarradweg kennengelernt und mehr über den Fluss Isar erfahren.
Diese Etappe war entspannt zu fahren, gute Kieswege, ein schönes Zwischenziel und viel Natur. Das kann ich dir nur empfehlen.
Gibt es bei dir auch so schöne Wander- und Fahrradwege? Welche liebst du besonders? Schreib doch mal.
One Comment
Heidi
Wunderschöne Fotos und interessante Berichte. Ganz toll, – wäre ich gerne dabei gewesen.
L. G. Heidi