5 bezaubernde Städte in der Toscana - #4 Juwel Volterra
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5 bezaubernde Städte in der Toscana – #4 Juwel Volterra

4.5
(8)

5 bezaubernde Städte in der Toscana – und das Juwel Volterra zeige ich dir heute. Die Toscana erscheint wie eine Schatzkiste: überall funkelt und blitzt es, du musst gar nicht die ganz großen Klunker nehmen, um reich beschenkt zu werden. Die kleinen oder nicht so bekannten sind mindestens genau so schön.

5 bezaubernde Städte in der Toscana – Das Juwel Volterra

Ein solches Juwel ist auch Volterra in der Provinz Pisa, nicht weit von San Gimignano entfernt. In der Antike war Volterra eins der größten etruskischen Zentren und es gibt noch einzigartige Zeugnisse dieser Zeit. Aber die Stadt ist auch ein Schmuckstück der römischen und mittelalterlichen Kunst. Ihre Glanzzeit war im Mittelalter.

Übrigens ist die Stadt Schauplatz für einige Szenen aus dem Film „Twilight“, den kennst du vielleicht. Volterra ist deutlich weniger bekannt als Städte wie Siena und San Gimignano, geschweige denn Florenz, aber es lohnt sich auf jeden Fall, diese schöne Stadt zu besuchen.

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An der Stadtmauer von Volterra

Allerdings: zumindest während der Hauptsaison im Sommer solltest du früh da sein! Es gibt zwar gar nicht so wenige Parkplätze, viele sind aber reserviert für Anwohner und ca. ab 11:00 Uhr sind alle belegt. Deshalb waren wir bei unserem zweiten Anlauf auch sehr früh da und konnten ziemlich alleine durch die mittelalterlich erscheinenden Gassen schlendern.

Der Weg: malerische Hügel, Zypressenalleen und steiler Anstieg

Gelegen auf einem 550 Meter hohen Bergrücken über dem Tal der Cecina bot uns die Stadt Volterra wieder ein ganz anderes Bild als die zuvor besuchten Städte, wie etwa mein Geheimtipp Lucca. Die Straße schlängelt sich entlang malerischer Hügel, Zypressenalleen und steinernen Bauernhäusern, entlang an abgeernteten Feldern mit den typischen Strohrollen, in vielen Kurven steil hinauf zur Stadt. (ein bisschen so wie dieser Satz)

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Blick über die Felder auf das Juwel Volterra

Erkennungszeichen und von weither sichtbar ist die Festung Medicea über der Stadt. Der einstige beeindruckende Wohnsitz der Familie Medici ist bis heute sehr gut erhalten und thront mittig über allem. Aber Vorsicht: nicht ungefährlich, wie du noch lesen wirst!

Heute hat die mittelalterliche Stadt etwa 10.000 Einwohner. Die leben hauptsächlich vom Tourismus, von der Landwirtschaft durch Anbau von Getreide, Wein und Oliven und der Verarbeitung des Alabasters, der rund um Volterra in zahlreichen Steinbrüchen abgebaut wird.

Volterras Vergangenheit: Etruskisch / römische Ursprünge

Die Stadt Volterra weist noch deutliche Spuren ihrer etruskischen und römischen Vergangenheit auf. Die geschützte Lage auf einem Hügel mit steilen Hängen zeigt, wie wichtig damals der gute Ausblick von oben war. Heute freut man sich über die schöne Aussicht.

Etruskische Akropolis

Die Reste der antiken etruskische Akropolis findest du ganz oben auf der Spitze des Hügels. Die Ausgrabungen liegen an einem Ende des Archäologischen Parks bei der Medici-Festung. Hier war früher der Ort des politischen Lebens und religiöser Aktivitäten. Seit dem 7. Jh. v. Chr. wurden Tempel errichtet. Fundamente von zwei Tempeln aus dem 2. Jh. v. Chr. sowie eine römische Zisterne kann man noch erkennen.

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Reste des Römischen Theaters in Volterra

Römisches Theater

Noch in Teilen erhalten ist das Teatro Romano aus der Herrschaftszeit von Kaiser Augustus im 1. Jh., das freigelegt und teilweise rekonstruiert wurde. Von der Stadtmauer aus hast du einen tollen Ausblick darauf. Antike Ausgrabungsstücke und andere historische Artefakte sind im Museo Etrusco Guarnacci, dem wichtigsten Museum der Stadt, zu besichtigen.

Umgeben von einer über sieben Kilometer langen Schutzmauer, erlebte die Stadt ihre erste Blütezeit im 2. und 1. Jh. v. Chr. Berühmt aus dieser Zeit sind die Bestattungsurnen aus Alabaster, die mit Reliefbildern dekoriert sind.

Alabaster als Erwerbsquelle

Überhaupt waren Alabaster und seine Verarbeitung eine wichtige Erwerbsquelle seit der Antike, also schon für die Etrusker in Volterra. Sie fertigten daraus Vasen, Urnen und Schmuck. Dieses Handwerk der Alabasterverarbeitung ist bis heute in der Stadt erhalten, viele Läden und Werkstätten bieten mehr oder weniger schöne Produkte an. Auch kannst du in manchen Handwerksbetrieben den Meistern bei der Arbeit zusehen.

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Alabasterklumpen an der Stadtmauer von Volterra

Alabaster ist weicher als Marmor und lässt sich einfacher bearbeiten. Von elfenbeinfarbig bis fast durchsichtig, von schwarz bis gelb, fast alle Färbungen kommen vor. Einzelstücke sind sehr teuer, deshalb werden hauptsächlich kleinere Dekorationsgegenstände in den Geschäften angeboten. Wir haben Schachspiele, Alabaster-Eier, Kerzenhalter u. Ä. gesehen.

Die Stadtmauer

Wir betreten Volterra durch die Porta San Francesco. sie entstand im 13. Jahrhundert und ist das einzige Zugangstor von Volterra, das in seinem Innenbogen noch Fresken besitzt. Sie ist bis heute ein wichtiger Zugang in die Altstadt Volterras. Früher hieß der Torbogen Porta San Stefano oder Porta Pisana.

Entlang der Stadtmauer kommen wir zur Porta San Felice. Dieses Tor mit dem einfachen Rundbogen und der kleinen Kapelle mit einem Glockenturm eröffnet einen herrlichen Blick über die gar nicht immer sanften Hügel der Toscana.

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Antikes Stadttor in Volterra, Porta all`Arco
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Bei der Stadtmauer von Volterra

Entlang der alten Stadtmauer geht der Weg weiter bis zur Porta all’Arco, dem einzigen erhaltenen etruskischen Stadttor im Mauerring. Hier kann man noch richtig den Hauch der Vergangenheit spüren, denn die Quadersteine und die drei stark verwitterten Köpfe am Tor, die Zeus und zwei seiner Söhne darstellen sollen, stammen aus dem 4. und 3. Jh. vor Christi.

Angeblich wurde dieses Tor im 2. Weltkrieg komplett zugemauert, um es vor Vernichtung zu schützen. Wenn es stimmt, hat´s ja geklappt.

Jetzt aber in die Altstadt:

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Auf in die Altstadt von Volterra

Piazza dei Priori

Die Piazza dei Priori ist das Herzstück der Altstadt und seit dem 13. Jahrhundert der Versammlungs- und Marktplatz Volterras. Hier findest du übrigens auch die Touristeninformation.

Auf der Piazza steht der älteste erhaltene Stadtpalast der Toscana, gleichzeitig der mächtigste Bau am Platz. Erbaut zwischen 1208 und 1254, schmücken Zinnen und ein Turm sowie Wappen florentinischer Stadthalter den Palazzo dei Priori, den einstigen Amts- und Wohnsitz des Stadtherrn. Er besteht aus mehreren Gebäuden des 13. Jahrhunderts. Der Palazzo diente u. a. dem Palazzo Vecchio in Florenz als Vorbild.

Dieser Gebäudekomplex wird von dem Torre del Podesta überragt, einem der ersten Türme der Stadt. Ein weiterer Turm an diesem Platz ist der Torre del Porcellino.

Überhaupt liebten die führenden Adelsfamilien vieler Städte der Toscana solche Türme, konnten sie sich doch einen Wettstreit liefern um Macht und Ansehen, einfach, indem sie den höchsten bauten.

Dom Santa Maria Assunta

Auch von der Piazza dei Priori kannst du den zebraähnlich gestreiften Dom betreten, landest dann allerdings gleich neben dem Altar. Ansonsten geht es durch die enge Via Turazza auf die Piazza San Giovanni. Dort liegt das Hauptportal des im frühen 12. Jahrhundert errichteten Dom Santa Maria Assunta. Der daneben stehende viereckige Campanile wurde nach einem Einsturz 1493 neu errichtet und musste aus statischen Gründen nachträglich um eine Etage verkürzt werden. Machtverlust nennt man das wohl.

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Juwel Volterra – Dom Santa Maria Assunta

Fortezza Medicea

Danach geht es durch kleine, blumengeschmückte mittelalterliche Gassen zu einer der höchsten Stellen der Stadt. Mächtig ragt die Festung Fortezza Medicea auf dem Hügel Volterras auf. Einst von Lorenzo de´ Medici Ende 15. Jh. für militärische Zwecke mit einem wuchtigen Rundturm gebaut, kann sie nur von außen besichtigt werden. Diese imposante Anlage ist heute Hochsicherheitsgefängnis und entsprechend bewacht. Das ist wohl auch der Grund für eine deutliche Polizeipräsenz in der Umgebung.

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Juwel Volterra – Fortezza Medicea

Zeit für eine Pause

Jetzt ist aber auch mal eine Pause angesagt.

Beim Bummel durch die Gassen wurden wir magisch angezogen von einem Geschäft mit toscanischen Spezialitäten:

Bottega del Pecorino

Gelegen in der Via Matteotti 53, bietet es toscanische kulinarische Spezialitäten an. Wir natürlich hinein!

Eine riesige Auswahl an Käse, vor allem Pecorino, Pasta, Olivenöl, Wein, eigentlich alles, was das Herz begehrt.

Natürlich konnten wir dem Angebot nicht widerstehen und haben so einige Leckereien eingekauft.

Restauranttipp

Einen Restauranttipp für Volterra hatte uns bei einer Weinprobe der Kellermeister genannt: Das Ristorante Enoteca Del Duca gelegen in der Altstadt in einer Gasse auf dem Weg zum Archäologischen Park.

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In der Altstadt von Volterra

Fazit

Auch Volterra ist eine bezaubernde Stadt in der Toscana, auch hier hätten wir noch länger bleiben können. Andererseits haben wir einen guten Einblick in das Städtchen gewonnen. Wir schlendern gerne durch unbekannte Orte und gewinnen so ein Gefühl dafür.

Nicht in jede Kirche und jedes Museum müssen wir hinein, um eine Stadt kennen zu lernen, sie zu Fuß zu erlaufen ist uns wichtiger. So haben wir es auch hier gehalten.

Ich hatte einmal gelesen, dass Volterra eine düstere und dunkle Stadt sei. Diesen Eindruck hatten wir nicht. Im Gegenteil, sie erschien uns liebevoll gepflegt, die Bewohner standen vor den Läden und Cafés, unterhielten sich miteinander und warteten auf Gäste. Alles wirkte gelassen und entspannt, fast heiter. Und die Sonnenstrahlen reichten bis in die kleinsten Gassen hinein. Also nein, nicht düster, ganz und gar nicht. Schau sie dir an!

Erzähl mal: Wie entdeckst du fremde Städte? Zu Fuß oder mit einem Fahrzeug? Kirchen und Museen? Oder Fußgängerzonen und Shoppen? Über einen Kommentar würde ich mich sehr freuen.

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8 Comments

  • Heidemarie

    Ich bin begeistert über diese schönen Beschreibungen . Bis auf Lucca kenne ich keine der anderen Städte und weiss jetzt, was ich alles versäumt habe. Freue mich schon auf die nächste Stadt. Vielleicht Siena, denn da war ich auch. Das mit den 5 Sternen habe ich erst jetzt begriffen und werden demnächst aufpassen.
    Herzliche Grüße und vielen Dank!
    Heidi

    • Karen

      Guten Morgen, liebe Heidi,
      du bist nicht die einzige mit den Sternen, vielleicht sollte ich das einfach wegnehmen.
      Auf jeden Fall freue ich mich sehr über deinen Kommentar, vielen Dank.
      Soll ich dir´s verraten? Nein, aber Siena ist es nicht!
      Liebe Grüße
      Karen

  • Sieglinde Graf

    Ah, Volterra!
    Ich habe schon darauf gewartet, dass Du es uns auch vorstellst. Und noch dazu so ausführlich und schön bebildert.
    Das haben wir auch besucht damals vor vielen Jahren und waren auch sehr begeistert. Auch vom Dom, dem zebraartig gestreiften. Die vielen Läden mit Alabasterfiguren gab es damals auch schon, aber eigentlich nichts davon hat uns wirklich angesprochen.
    Jedoch habe ich heute noch Steingut-Teller einer kleinen Manufaktur, die am Fuße der Straße hoch nach Volterra lag. Dort habe ich eingekauft, denn ich nehme gern Dinge für den täglichen Gebrauch mit aus dem Urlaub. Wie ich überhaupt auch gern in Einrichtungshäuser und Haushaltswaren-Abteilungen in Kaufhäusern in Italien oder Frankreich gehe, in Dänemark sowieso, weil ich dort noch mehr erfahre darüber, wie der Alltag in diesen Ländern sich gestaltet. Und so manches Souvenir wurde dort schon mitgenommen und wird von mir alltäglich benutzt. Immer mit Erinnerungsfaktor…!
    Volterra hast Du nicht als düster empfunden. Ich damals schon ein wenig. Die Sonne kam lange nicht mehr in alle Gassen. Es war Ende September. Die Festung dräute auch etwas über der Stadt. Ob sie damals schon ein Gefängnis war, weiß ich aber nicht. Aber es lag schon ein wenig Schwermut über der Stadt.
    Dennoch wunderschön!
    So, nun bin ich gespannt, was die fünfte Perle sein wird…
    Herzliche Grüße von Sieglinde

    • Karen

      Dann hast du ja wirklich alles so gesehen, wie wir auch! Du hast schon recht mit den Einrichtungshäusern in den Urlaubsorten, da würde ich auch noch gerne stöbern. Allerdings möchte ich meinen Mann auch nicht verschrecken, indem ich in alle Läden reinmuss, das wäre nicht so nett von mir.
      Es macht sicher schon einen Unterschied für das Empfinden der Atmosphäre einer Stadt, zu welcher Jahreszeit man reist. Im Herbst oder Winter ist es in der Tat alles grauer und unwirtlicher.
      Bald wirst du sehen, welches das 5. Städtchen ist, und dann kommen noch die kulinarischen Genüsse …
      LG und bis bald
      Karen

    • Karen

      Hallo Werner, ist ja nicht schlimm, beim nächsten Mal rechts klicken. Ich freue mich aber, dass dir der Beitrag gefällt.
      Bis bald
      Karen

  • Susanne

    Deine Toskana-Posts wecken so viel Reiselust! Ich war erst einmal da, 1996 – es war mega und eigentlich wäre eine Wiederholung angezeigt. Für Tipps wissen wir ja jetzt, wo wir nachschauen müssen 🙂

    • Karen

      Ja, unbedingt müsst ihr da hin. Es ist einfach wunderschön, egal wo. Und essen kann man in Bella Italia sowieso hervorragend. Aber es gibt noch mehr Tipps, warte es ab 😉

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