Wildbad Kreuth und die wilde Wolfsschlucht – super Wanderung
Wildbad Kreuth und die wilde Wolfsschlucht war das Ziel einer geplanten Freundinnen-Wanderung bei zunächst bedecktem Himmel, der sich aber dann aufklarte und strahlendem Sonnenschein wich. In bester Stimmung ging es zunächst mit dem Auto nach Wildbad Kreuth, bekannt von früheren Winter-Klausurtagungen der CSU mit Fernsehbildern in verschneiter Landschaft.
Wildbad Kreuth
Wildbad Kreuth ist ein Ortsteil der Gemeinde Kreuth, gelegen in der Nähe des Tegernsees in Oberbayern. Eigentümer sind die Herzöge in Bayern bzw. das Haus Wittelsbach. Das imposante Gebäude wird nur von Helene in Bayern bewohnt. Inzwischen scheint es leer zu stehen.
Nach meiner letzten Information kann das Haus für Events gebucht werden.
Wildbad Kreuth liegt an einem Hang des Hohlensteins oberhalb der teilweise schluchtartig in den Fels eingeschnittenen Felsweißach, einige Kilometer südlich vom Dorf Kreuth, südlich des Tegernsees. Die Felsweißach entspringt in den südlich gelegenen Blaubergen und mündet kurz hinter Wildbad Kreuth in die Weißach, die schließlich in den Tegernsee fließt.
Etwas zur Geschichte
Laut einer Legende wurde die heilende Wirkung einer Schwefelquelle durch Jäger entdeckt, denen die Gesundung eines daraus trinkenden Rehs auffiel. Hirten und Bauern sollen die Quelle seitdem genutzt haben. Zur damaligen Zeit wusste noch niemand, dass das Wasser schwefelhaltig und somit wirklich gesundheitsfördernd war, – doch die Heilkraft der Quelle war unstrittig.
1490 wird das Bad „Sankt Leonhard“ in Kreuth erstmals erwähnt, 1498 gibt es dort sogar den ersten Bademeister. Ein richtiges Badhaus errichtet schließlich Abt Heinrich V. von Tegernsee im Jahr 1511. Die Bedingung: Jeder Tegernseer Abt und seine Brüder sollen dort umsonst baden dürfen. Andere zahlen Eintritt. Damit beginnt in Wildbad Kreuth das Geschäft mit der Gesundheit, erste Gebäude entstehen.
Bis ins Jahr 1803 bleibt das Bad im Besitz der Benediktiner in Tegernsee. Der damalige Bademeister Simon Zahler erwirbt die Kapelle, Wohn- und Badhaus sowie die umliegenden Wiesen und Wälder für 500 Gulden (heute ungefähr 500 Euro). Bedingung: Er muss unterschreiben, dass jeder zukünftige Besitzer die Badegelegenheit bewahren muss.
1818 kauft König Max I. Joseph von Bayern die Gebäude – und die Ära der Wittelsbacher im Kreuther Tal beginnt. Es ist wohl der berühmte Architekt Leo von Klenze, der im Auftrag des Königs den heute noch bestehenden zweiflügeligen Bau samt Nebengebäuden errichtet.
Die Glanzzeit
Es beginnt die glanzvollste Zeit des Wildbades. Nicht nur wegen der Quellen kommen jetzt die Reichen und Schönen der damaligen Zeit, sondern auch die Kuren kommen gut an.
Prominente Kurgäste des Heilbades waren unter vielen anderen
- Kaiser Franz Joseph I.
- die russischen Zaren Nikolaus I. und Alexander I.
- die Familie Mann
- Von 1924 bis zu seinem Tod 1960 lebte der Musiker und Volksmusiksammler Kiem Pauli in Wildbad Kreuth
- Während des Zweiten Weltkrieges wurden die Gebäude im Rahmen der Kinderlandverschickung von Hamburger Schulen genutzt.
Auch den Zweiten Weltkrieg scheint das Wildbad unbeschadet zu überstehen – bis am Ende des Krieges amerikanische Truppen das Sudhaus in Brand schießen. Das Bad bleibt aber im Besitz der Wittelsbacher. 1956/57 lässt es Ludwig Wilhelm in Bayern renovieren, das Sanatorium kehrt zu altem Ruhm zurück. Schluss ist damit erst 1973. Max Emanuel in Bayern lässt das Sanatorium und das Kurhaus schließen und verpachtet die Gebäude.
Bildungszentrum Hanns-Seidel-Stiftung
Von 1974 bis 2016 wurde es Bildungszentrum der Hanns-Seidel-Stiftung. In dieser Zeit fanden alljährlich im Januar die Klausurtagungen der CSU-Landesgruppe im Bundestag und der bayerischen CSU-Landtagsfraktion in Wildbad Kreuth statt. Wegen einer massiven Erhöhung der Pacht wurde der Vertrag aber nicht verlängert.
Die Zukunft?
Seitdem steht der herzogliche Prachtbau leer, seine Zukunft ist noch unklar. Nach neuesten Plänen aus 2019 plant Helene in Bayern den Umbau zu einem Hotel mit 80 Zimmern. Dazu würden die meisten bisher landwirtschaftlich genutzten Nebengebäude für eine Hotelnutzung umgebaut. Ein bestehender Stadel würde durch einen zweistöckigen Neubau ersetzt werden, das bisherige einstöckige Badehaus um ein Obergeschoss aufgestockt und zum modernen Bad- und Wellnessbereich umgebaut werden.
Das Gebäudeensemble steht unter Denkmalschutz, so dass sich ein neuer Investor in jedem Fall an dessen Auflagen halten muss. Dass aber für eine weitere Nutzung renoviert werden muss, steht außer Frage.
Bei einem Seminar mit Übernachtung meines kompletten Kollegiums herrschte schon ein etwas klösterliches Flair, heißt: es war etwas karg. Klosterzelle und 60er-Jahre-Bäder, das zieht nicht mehr. Der äußere Anblick aber ist und bleibt wunderschön.
Nachtrag:
Im Januar 2021 fand ich hier einen Artikel über einen Plan für das Gebäude.
Jetzt aber zu unserer Wanderung:
Wildbad Kreuth und die wilde Wolfsschlucht
Eigentlich sollte man am Wanderparkplatz bei Wildbad Kreuth seinen Wagen abstellen und von dort losgehen.
Wir fahren aber noch ein bisschen weiter hinauf und parken direkt beim Wildbad Kreuth auf einem kleinen Parkplatz.
Los geht es an der Kirche, vorbei am Gasthaus Altes Bad und wir erreichen über eine große Lichtung den Waldrand. Von dort zweigt kurz danach rechts der Kiem-Pauli-Weg ab, dem wir folgen.
Immer wieder haben wir schöne Ausblicke auf die Hofbauernweißach und können sehen, dass wir nicht alleine unterwegs sind. Einige Familien mit Kindern, teilweise auch mit Kinderwagen, sind ebenfalls auf der Strecke. Das ist in diesem ersten Teil der Wanderung auch gut zu machen.
Siebenhütten
Der Wegweiser „Siebenhütten“ führt uns sehr entspannt zur urigen kleinen Siebenhüttenalm mit Biergarten und Liegewiese am Bach, die wir nach ca. 30 Minuten erreichen. Dies ist auch für Familien mit kleineren Kindern ein ideales Ziel, um einen tollen Tag zu genießen.
Diese Information habe ich dazu gefunden:
„Ursprünglich war Siebenhütten unter dem Namen Pförneralm bekannt, welche sieben Kreuther Bauern aus Pförn gehörte. König Maximilian I. erwarb die Alm Anfang des 19. Jahrhunderts. In der Folge bürgerte sich der Name Siebenhütten ein. Auf der Alm wurden Geißen gehalten, denn Ziegenmolke war Teil der Kuranwendungen in Wildbad Kreuth.
Heute stehen noch drei Originalhütten. Eine davon ist eine Doppelhütte. Die vierte und kleinste Hütte wurde 2015 in traditionellem Stil in Form eines Getreidekastens neu errichtet.“ Quelle: gamssteig.de
Wir gehen aber weiter an der Alm vorbei und überqueren eine kleine Holzbrücke, nach der wir links abbiegen und die erste Steigung erwandern. An der nächsten Weggabelung geht es dann nach rechts in den Wald hinein.
Über die Alm
In die Wolfsschlucht nimmst du wie beschildert den rechten Weg. Er passiert bald die Blockhütte der Weißachalm, früher Felsweißachalm genannt. Von der kleinen Almlichte ist der Blaubergkamm mit dem Halserspitz gut zu sehen.
Am oberen Ende der Lichtung steht rechts die Königshütte, wohl eine ehemalige Jagdunterkunft von König Maximilian I.
Weiter geht es durch den Wald, über die Almwiese an der Königsalm mit malerischen Hütten vorbei und nochmal kurz durch den Wald.
In so einer Hütte könnte man schon mal ein Wochenende verbringen.
Das Tal der Felsweißach
Dann trifft der Weg wieder auf die Felsweißach, die links ein paar Meter unterhalb verläuft. Nach kurzer Zeit sind aber Weg und Bach auf einer Höhe und nun führt der Wanderweg mehrfach mitten durch den Bach und kreuzt ihn auch einige Male.
Jetzt wird es eine Wanderung durch das Flussbett. Immer wieder sehen wir auch rot-weiße-Markierungen, so dass wir uns sicher sind, den richtigen Weg zu finden.
Über Steine folgen wir der Felsweißach in die Wolfsschlucht hinein. Der Bachlauf wird dabei je nach Wasserstand immer wieder überquert. Eigentlich ist inzwischen sowieso der Bach der Weg. Wir suchen den besten Weg über die großen Steine durch den Wasserlauf und wandern so immer tiefer in die Wolfsschlucht hinein. Das macht Spaß und ist eine sehr ungewöhnliche Wanderung.
Schließlich kommen wir an eine Verzweigung und machen auf einem der zahlreichen Baumstämme, die von den Wasserfällen und der Felsweißach mitgespült worden sind, eine kleine Rast.
Hier fast am Ende der wilden Wolfsschlucht müssen wir uns entscheiden: kleine oder große Wolfsschlucht? Na, was wohl? Erst die eine, dann die andere.
Kleine Wolfsschlucht
Die Kleine Wolfsschlucht zweigt nach links, nach Südosten ab, und ist nach wenigen hundert Metern und ca. 10 Minuten Gehzeit steil abgeschlossen. Ein Stichweg führt uns dahin. An ihrem Abschluss sehen wir schon den Wasserfall mit einer Fallhöhe von etwa 40 Metern.
Wir beobachten eine Weile das Wasser und die badenden Kinder und wandern zurück zur Verzweigung. Von dort geht es weiter bis ans Ende des Haupttales, der Großen Wolfsschlucht. (Zur Unterscheidung von der Kleinen Wolfsschlucht wird das Haupttal manchmal auch Große Wolfsschlucht genannt.)
Große Wolfsschlucht
Wieder queren wir mehrfach das Bachbett, für trockene Füße kann man nicht garantieren. Aber es macht Spaß, sich den Weg durchs Wasser zu suchen. Rutschig ist es nicht, sondern sehr klares Wasser fließt mal zügig, mal gemächlich talwärts.
Das geht einige Zeit so, bis der Weg an der Felswand und einem weiteren Wasserfall endet. Das Ende der wilden Wolfsschlucht!
Obwohl es sicher nur ca. 10 Leute sind, die gleichzeitig mit uns hier sind, kommt es uns doch durch die Enge der Schlucht fast schon zu voll vor.
Um weiterzuwandern, müsste man jetzt den Felsen hochklettern, aber für uns reicht es hier. Der weitere Weg ist steil und teilweise mit Kletterseilen gesichert. Er erfordert Trittsicherheit und Schwindelfreiheit, darauf wird extra noch hingewiesen. Das überlassen wir den geübten Bergwanderern, die Richtung Schildenstein und Halserspitz unterwegs sind.
Wir genießen die malerische Stelle, klettern ein bisschen herum und freuen uns über den tollen Tag.
Schließlich geht es auf dem selben Weg wieder zurück nach Wildbad Kreuth.
Im Biergarten vom Gasthof „Altes Bad“ genießen wir dann unsere wohlverdiente Schorle nach ca. 3 Stunden Wanderung.
Das war eine wunderschöne Wanderung, landschaftlich herausragend, abwechslungsreich, Sonne satt und Natur pur – was will man mehr!?! Dieses Ziel würde auch gut zu meinen empfohlenen 11 tolle Ziele in Oberbayern passen.
Zwei Zusatztipps
Die Forellenzucht Wildbad Kreuth bietet die Möglichkeit, einzukehren und frischen oder geräucherten Fisch zu genießen. Forellen und Saiblinge kann man dort auch kaufen. Aber auch bloß der Anblick der Fischbecken ist den kleinen Schlenker über den breiten Forstweg wert.
Tipp: Forellenzucht Wildbad Kreuth, Tel. +49 (0)8029 / 997460, geöffnet Montag bis Samstag von 10 bis 17 Uhr, bei schönem Wetter auch am Sonntag (frische und geräucherte Saiblinge und Forellen, auch zum Mitnehmen).
Noch ein Tipp
Wenn du gerne Spannendes liest: Einige Szenen des gleichnamigen Alpen-Kriminalromans von Andreas Föhr spielen in der Wolfsschlucht bei Wildbad Kreuth und in der Region. Ich liebe es, Krimis von mir bekannten Schauplätzen zu lesen, siehe auch 5-Tage-offline.
Lesetipp: Wolfsschlucht, Kriminalroman von Andreas Föhr*, 2016, Regionalkrimi-Reihe aus Bayern