Elektroauto im Winter – Wie die Kälte 25% Reichweite frisst
Akkus halten bei Kälte nicht so lange durch wie bei warmen Außentemperaturen – das hat wohl jeder schon einmal festgestellt, der beim Skifahren oder überhaupt in der Kälte versucht hat, das Smartphone zu nutzen. Viel geht da meist nicht.
E-Auto – Kälte – Reichweite
Genauso gilt das für Elektroautos. Kälte vernichtet Reichweite. Die Frage ist also: um wieviel? Unser Elektroauto im Winter – frisst die Kälte unsere Reichweite?
Reichweite ist alles
Seit dem Sommer, nach einer Probefahrt ins Grüne, sind wir auf ein E-Auto umgestiegen, einen Tesla Model 3.
Mit einer der Gründe für diese Marke und dieses Modell war, dass es eine wirklich gute Reichweite vorweisen konnte. Mein technikbegeisterter Mann, immer neugierig auf Neuerungen, hatte schon länger mit einem Elektroauto geliebäugelt. Ich hatte immer gebremst mit den Worten: „Das Auto muss es wenigstens verlässlich zum Flughafen und auch wieder zurück schaffen ohne nachzuladen, und das zu jeder Jahreszeit.“
Jetzt also Tesla. Laut Tesla sollte es dieses Gefährt mit Allradantrieb auf ca. 580 km Reichweite bringen. Andere gehen eher von 560 aus, das kommt natürlich auch auf die Fahrweise an. Egal – da war der Flughafen locker drin.
Also los. Und was soll ich sagen? Nachdem ich zuerst ein bisschen gefremdelt hatte, konnte ich mich mittlerweile schon sehr gut an dieses Auto gewöhnen. Es ist anders, aber es ist gut.
Elektroauto im Winter
Aber wie würde es bei kalten Temperaturen sein mit der Reichweite? Der Winter halbiere die Reichweite des E-Autos, heißt es. Stimmt das? Müssen Fahrer und Beifahrer, und wer sonst noch so mitfährt, in ihrem E-Auto bei Kälte etwa auf die Heizung verzichten? Alle 50 km aufladen? Macht es schnell schlapp?
Der Winter belastet ja ohnehin jedes Auto. Man braucht Winterreifen, Streusalz greift Lack und Unterboden an. Beim E-Auto aber leidet auch der Akku bzw. die Batterie, das Herzstück jedes Elektroautos. Was bedeutet also die manchmal sehr lange Kälte für die Reichweite des Elektroautos?
Batterien bringen unter 4 Grad Celsius, übrigens auch über 40 Grad Celsius, nicht ihre optimale Leistung, so das Teslamag. Sie mögen am liebsten Temperaturen zwischen 16 und 26 Grad. Denn bei Akkus wird mit sinkender Temperatur die Elektrolyt-Flüssigkeit zäher, was weniger Leistung bedeutet, sowohl beim Aufladen als auch beim Entladen, also Benutzen oder auch Fahren. Die Frage ist eben nur, wie viel weniger.
Kälte frisst Reichweite
Batterien arbeiten also bei Kälte schlechter als bei gemäßigten Temperaturen. Das ist bekannt, so weit so gut. Aber was bedeutet das nun konkret? Stichwort Flughafen – reicht es bis dahin bei Kälte? Wie weit komme ich jetzt noch mit dem Elektroauto im Winter?
Da frage ich doch mal meinen Mann, der ist schließlich bei diesen Temperaturen oft mit unserem Tesla unterwegs, z. B. nach Schwäbisch Hall, wo er häufiger zu tun hat. Wie geht das mit dem E-Auto?
Interview mit einem Tesla-Fahrer
KAREN ON TOUR: Bemerkst du einen Unterschied in der Reichweite jetzt im Winter gegenüber dem Sommer?
Ja, es sind im Winter bei Temperaturen um den Gefrierpunkt ungefähr 20 bis 25 % weniger Leistung bzw. Mehrverbrauch als im Sommer. Ich komme immer noch mindestens 400 km weit mit dem Auto, wenn ich die Batterie auf 90 % bis 100 % aufgeladen habe. Reicht also locker z. B. für eine Strecke München – Bodensee oder München – Stuttgart. Aber ein Unterschied ist da.
Wie stellst du sicher, dass dir der Strom unterwegs nicht ausgeht? Wenn du z. B. nicht voll aufladen konntest vor der Abfahrt?
Ich gebe das Fahrziel auf dem Navi ein. Das berechnet mir dann, ob und wo ich unterwegs an einer Tesla-Supercharger-Station aufladen sollte und führt mich dahin. Es sagt mir auch, ob und wie viele Ladesäulen dort frei sind und wie lange das Aufladen dauern wird. Etwa 30 km vor Ankunft an der Ladestation wird mir auf dem Display angezeigt, dass die Batterie für das Schnelladen vorbereitet, also angewärmt wird. Dadurch geht das Laden schneller und die Batterie wird geschont.
Es gibt also weder ein Problem mit besetzten Ladestationen noch mit Ladekarten, die nicht funktionieren.
Wie lange dauert so ein Aufladen?
Das Besondere bei Tesla ist, dass Ladestation und Auto miteinander kommunizieren, Fachausdruck: Konnektivität.
Auf dem Bildschirm im Auto wird mir angezeigt, wie lange ich laden muss, um mit genügend Batterieladung am Ziel anzukommen. Die Ladestation ist so powervoll, dass der Aufenthalt meist nur zwischen 15 und 30 Minuten dauert. Gerade mal Zeit für einen Kaffee. Meistens gibt es in der Nähe Bistros oder kleine Märkte.
Wie sieht es im Alltag aus? Du fährst ja nicht jeden Tag größere Strecken.
Auf Kurzstrecken ist der Verbrauch, ähnlich wie beim Verbrenner, natürlich etwas höher. In der Regel lade ich also nur einmal pro Woche auf. Mit einer Wallbox in der Garage ist das gar kein Problem.
Das Angenehme im täglichen Gebrauch ist, dass man die Heizung ca. 15 Minuten vor Abfahrt mit der Tesla-App aus dem Wohnzimmer heraus einschaltet und sich dann in ein mollig warmes Auto setzen kann. Da freut sich auch die Batterie. (Und ich).
Wieviel zahlst du denn für „einmal Volltanken“ bzw. Volladen?
Im Schnitt zahle ich 5 Cent pro Kilometer, d. h. etwa 25 Euro für eine Tankladung. Es gibt aber viele Tanksäulen, z. B. in öffentlichen Parkgaragen, vor Supermärkten (Ikea) usw., an denen man kostenlos laden kann.
Tipp: kostenloses Supercharging
Bei Tesla gibt es einen sogenannten Weiterempfehlungslink, den jeder Käufer bekommt. Wird dieser Link von einem anderen Käufer genutzt, erhalten beide jeweils für 1.500 km kostenloses Supercharging. Den Link meines Bruders habe ich bei der Bestellung verwendet und für meine Empfehlung für einen anderen Käufer wurde mein eigener Link eingesetzt. So habe ich für 3.000 km kostenloses Supercharging bekommen. Eine Art Schneeballsystem.
Wenn also jemand mir etwas Gutes tun möchte und in seinem Bekanntenkreis keinen Tesla-Fahrer kennt, der kann gerne meinen Link verwenden:
Du bereust also auch jetzt im Winter nicht, ein E-Auto zu fahren?
Nein, auf keinen Fall! Ein Elektroauto im Winter zu fahren, ist kein Problem.
Mein Fazit
Für mich hat sich unser E-Auto als absolut wintertauglich erwiesen. Es ist angenehm, in ein vorgewärmtes Auto einzusteigen.
Im Moment ergeben sich für uns nur einige längere Fahrten, alles ist überschaubar. Dafür reicht auch im Winter die Reichweite. Planung ist alles. Auch auf der langen Strecke München – Hamburg und zurück konnten wir problemlos zurecht kommen. Aber natürlich erlauben die Ladepausen kein Fahren „in einem Rutsch“ wie in einem Verbrenner-Auto.
Wir planen momentan, im Oktober wieder nach Moncé zu fahren. Auch nach Mallorca mit dem Auto steht auf der Liste. Das wird dann ein echter Test für unseren Tesla und die Art des Reisens mit einem E-Auto. Ich bin gespannt darauf. Schon durchgeführt haben wir eine Powertour nach Kiel und zurück.
Hast du auch schon Erfahrungen gesammelt mit einem Elektroauto? Oder kommt das für dich eher nicht in Frage? Erzähl doch mal.
Reaktionen
Von Jörg kam der Hinweis auf ein Video, das mit dem Vorurteil aufräumt, ein Elektroauto wäre absolut stauunfähig, noch dazu im Winter. Von Jörg kam der Hinweis auf ein Video, das mit dem Vorurteil aufräumt, ein Elektroauto wäre absolut stauunfähig, noch dazu im Winter. Car Maniac hat dazu ein YouTube-Video aufgenommen. Hier kommt der Link: https://youtu.be/KLneE9cDoqo
“ class=“rank-math-link“>Car Maniac hat dazu ein YouTube-Video aufgenommen.
4 Comments
Jörg
Hallo Karen,
meinen Wagen hast du ja schon kennengelernt. So ganz elektrisch schaffe ich es noch nicht. Es ist ein Plugin Hybrid aber damit fahre ich laut der Daten aus dem Auto zu 90 % elektrisch.
Natürlich ist es jetzt im Winter nicht so einfach mit der Reichweite. Aber das nehme ich für ein leise vorgewärmtes Auto gerne in Kauf (und das gleiche gilt für einen schön kühlen Innenraum im Hochsommer!)
Dank der App kann ich auch etwas zu den Verbräuchen sagen: im Sommer sind es ungefähr 16 kWh auf 100 km und jetzt im Winter ungefähr 26 kWh.
Schon einige Jahre geistert im Winter ein vermeintliches Horrorszenario durch die WhatsApp-Gruppen. Das Bild einer Autobahn im Winter auf der die Fahrzeuge für mehrere Stunden eingeschneit sind. Dazu der warnende Hinweis, dass Elektroautos danach nicht mehr fahren können. Car Maniac, ein Youtuber aus München hat das getestet, es widerlegt und dazu ein schönes Video erstellt:
https://youtu.be/KLneE9cDoqo
Er schlägt vor, dieses Video den Zweiflern zu schicken.
Viele Grüße
Jörg
Karen
Hallo Jörg,
wir haben uns das Video gleich angeschaut.
Das wirkt schon überzeugend. Vor einem Stau muss man wirklich keine Angst haben, und wer stellt schon das Gebläse auf 4 und die Sitzheizung dauerhaft voll an?
Ich hänge den Link noch mal an den Beitrag an.
Liebe Grüße und danke dafür,
Karen
Heinz Hofrichter
Hallo Karen,
ich bin inzwischen 3 Jahre im Elektroauto unterwegs. Die ersten beiden Jahre in einem Hyundai Ioniq und seit September vergangenen Jahres ebenfalls in einem Tesla Model 3.
Meine Erfahrungen im Winter decken sich ziemlich genau mit den im Blogartikel genannten Fakten. Auch wenn im Winter die Reichweite weniger wird, für mich persönlich kommt kein Verbrenner mehr in Frage. Die Vorteile bei der Elektromobilität überwiegen deutlich.
Ich denke der Wandel zur Elektromobilität wird sich die nächsten Jahre noch deutlich beschleunigen.
Bisher ist Telsa der Hersteller der den Takt vorgibt. Es wird spannend sein wie sich die Mitbewerber schlagen werden.
Ich kann nur jeden ermuntern, vor dem Kauf eines neuen Fahrzeugs: Probiert ein Elektroauto aus. Wenn möglich einen ganzen Tag oder übers Wochenende. Es gibt kaum jemanden der sich der Faszination entziehen kann.
Viele Grüße
Heinz
Karen
Hallo Heinz,
vielen Dank für deinen Kommentar. Wie du lesen konnest, sind auch wir hochzufrieden.
Vielfach ist sicherlich noch eine gewisse Skepsis vorhanden, aber durch solche Berichte kann man ja auch Unwissenheit abbauen.
Noch einmal vielen Dank dafür,
liebe Grüße
Karen