Christkind oder Weihnachtsmann? Wer bringt an Weihnachten die Geschenke?
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Christkind oder Weihnachtsmann? Wer bringt an Weihnachten die Geschenke?

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An jedem 24. Dezember warten alle Kinder … Ja, worauf warten sie? Auf Christkind oder Weihnachtsmann? Das ist eine Frage, in der es keine wirkliche Einigkeit gibt. Die eindeutig uneindeutige Antwort: Es kommt darauf an! Und die Antwort birgt auch Überraschendes.

Christkind oder Weihnachtsmann: Die Frage, wer die Geschenke an Weihnachten bringt, teilt Deutschland in zwei Lager. Je nach Bundesland kommt entweder der Weihnachtsmann oder das Christkind. Doch eine rein regionale Eigenart ist es dennoch nicht. Da steckt mehr dahinter.

Christkind oder Weihnachtsmann?

Grundsätzlich kann man sagen, dass in Ostdeutschland und in Norddeutschland eher der Weihnachtsmann die Geschenke bringt. In Süddeutschland und in einigen Gebieten Westdeutschlands ist das Christkind dafür zuständig. Wie bei jeder Regel gibt es aber natürlich Ausnahmen. Dennoch:

Beispielsweise kommt in Sachsen fast immer der Weihnachtsmann, in Bayern dagegen meistens das Christkind.

Mehr zum Thema: Warum feiern wir überhaupt Weihnachten?

Woher kommt er? Die Geschichte vom Weihnachtsmann

Auch wenn sowohl Christkind als auch Weihnachtsmann Geschenke bringen, sind sie doch nicht gleichzusetzen. Hier eine Entstehungsgeschichte des Weihnachtsmannes:

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Weihnachtsmann mit Rentieren

Den Weihnachtsmann hat es tatsächlich gegeben, wenn auch nicht im roten Mantel und mit Rentieren am Nordpol … das kam erst später dazu.

Die Veränderung des Nikolaus

Der Ursprung des Weihnachtsmanns liegt bei Bischof Nikolaus von Myra, der im 4. Jahrhundert in der heutigen Türkei lebte. Dieser war für seine Geschenke an arme Menschen und Kinder bekannt. Diesen Gedanken hat man aufgenommen und als Brauch über Jahrhunderte fortgeführt.

Nach seinem Tod wurde deshalb am 6. Dezember ein Fest zu Ehren des heiligen Nikolaus gefeiert, unser Nikolaustag.

Als sich im 19. Jahrhundert immer mehr Menschen von der Kirche abwandten, wollten sie aber doch an dem Brauch und den Geschenken festhalten. So verwandelte sich die Bischofsfigur in einen Menschen mit rotem Mantel und einer Zipfelmütze. Der Nikolaus verlor seine bischöflichen Attribute wie Messgewand, Bischofsstab und -mütze.

Er wurde zu einer Gestalt, die beides ist: gutmütiger Nikolaus, der brave Kinder beschenkt, und Knecht Ruprecht oder Krampus, der Rabauken mit der Rute bestraft. Später wurde Sankt Nikolaus dann mit Weihnachten in Verbindung gebracht.

Santa Claus wird Weihnachtsmann

In den USA sorgten europäische Einwanderer für die Verbreitung des heiligen Nikolaus und seines Ehrentages. Dort verlor er jedoch ebenfalls seine religiöse Bedeutung und wurde als Santa Claus zum Symbol für Weihnachten und Geschenke.

Um das Jahr 1930 trug der Weihnachtsmann noch verschiedenfarbige Mäntel. Dann brachte Coca Cola eine Weihnachtswerbung mit dem Santa Claus im Rot-Weiß-Look und das war´s – von da an war er weltberühmt.

Durch die Filme Walt Disneys kehrte der veränderte und kommerzialisierte Nikolaus-Weihnachtsmann zurück nach Europa, wo er mit dem etwas strengeren deutschen Weihnachtsmann verschmolz.

Woher kommt das Christkind?

Dagegen das Christkind: Woher kommt die Vorstellung vom Christkind in Engelsgestalt eigentlich? Fest steht, dass bis ins Mittelalter hinein von einem Geschenke bringenden Christkind keine Rede war. Die Kinder wurden traditionell am Nikolaustag oder am Tag der unschuldigen Kinder, dem 28. Dezember, beschenkt.

Martin Luther „erfindet“ das Christkind

Das änderte sich im 16. Jahrhundert mit Martin Luther, der im Zuge der Reformation die Heiligenverehrung beseitigen wollte. Der heilige Nikolaus passte nicht in das strenge Weltbild der Protestanten, stattdessen sollte Gott selber wieder mehr im Zentrum stehen.

So ersetzte Luther den Nikolaus im Handstreich durch den Heiligen Christ, also Jesus, verwirklicht als Säugling in der Krippe. Über die Jahrhunderte entwickelte sich daraus die Vorstellung, dass Christus jährlich zum Weihnachtsfest vom Himmel herabsteigt.

Für die katholischen Kinder war aber weiter der heilige Nikolaus zuständig, der noch bis Anfang des 20. Jahrhunderts am Nikolaustag zur Bescherung kam. Lange Zeit war Deutschland damit in katholische Nikolausteile und evangelische Christkindteile getrennt. Ein bisschen verkehrte Welt.

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Christkindl aus Nürnberg

Dann entstand eine gegenteilige Bewegung: Die Bedeutung der Religion nahm in der Bevölkerung ab, die Sympathie für Brauchtum nahm zu. Das Christkind zog gemeinsam mit dem Weihnachtsbaum/Christbaum und dem Adventskranz (siehe auch: Was ein Adventskranz erzählt) auch in die katholischen Haushalte ein. Gleichzeitig fanden immer mehr protestantische Familien Gefallen an der Weihnachtskrippe mit ihren schönen Figuren.

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Krippenfiguren

Und heute? Hauptsache Geschenke?

Christkind-Fans haben es heute deutlich schwerer als Weihnachtsmann-Anhänger. Für Kinder kann das schon verwirrend sein: Jede Menge kletternde Weihnachtsmänner an Hausfassaden. Nette Männer im roten Mantel mit angeklebtem Rauschebart und Jutesack auf dem Rücken in den Innenstädten und auf Weihnachtmärkten. Sie sind allgegenwärtig und vermehren sich auf wundersame Weise.

Das Christkind ist nicht so allgegenwärtig und eher scheu. Doch es hat auch viele Unterstützer auf seiner Seite. Diese befürchten zwar, dass der Weihnachtsmann als Werbefigur zu sehr den Konsum anrege und dabei die wahren Inhalte und Bräuche des christlichen Weihnachtsfestes in den Hintergrund treten. Doch auch das Christkind konnte einer Karriere als Konsum-Ankurbler nicht entkommen.

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In Nürnberg auf dem Christkindlesmarkt

Wer auch immer zu Weihnachten die Geschenke bringt, sehnsüchtig wird der Moment erwartet und er gehört für die Kinder zweifellos zu schönsten Momenten des Jahres.

Wer bringt bei dir zu Hause die Geschenke? Gehörst du zur Weihnachtsmann-Fraktion oder bist du Christkind-Fan? Erzähl mal. Und wenn du noch Postkarten verschicken möchtest, schau doch mal hier.

Noch ein Tipp:

In der Weihnachtszeit sind die Kirchen einfach ganz besonders schön geschmückt. Vielleicht schaffst du es nicht, am Heiligabend in die Kirche zu gehen. Nutze doch einfach die Adventszeit dafür, eine Kirche in deiner Nähe zu besuchen. Ich habe das in Hamburg getan und mir den Hamburger Michel genauer angesehen. Das war wunderbar und ein Genuss mit besonderer Begegnung.

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