Im Bayerischen Nationalmuseum in München – 250 Hüte, Hauben, Hip-Hop-Caps
Ein Besuch im Bayerischen Nationalmuseum in München – der stand eigentlich schon lange auf meiner Liste. Schließlich nennt es sich auch das Schatzhaus an der Eisbachwelle. Und diese Kombi – also mit dem Eisbach – ist eigentlich genial. Jetzt gab es für mich den passenden Anstubser: die Sonderausstellung Hauptsache. Hüte, Hauben, Hip-Hop-Caps. Jetzt also los.
Faszination Hut als Hauptsache im Bayerischen Nationalmuseum
Wo ist das Bayerische Nationalmuseum noch mal?
Ach ja, richtig. Tausendmal vorbeigefahren, immer von außen bewundert, aber noch nie war ich dort:
Im Lehel, Prinzregentenstraße 3, 80538 München.
Nach einem kurzen Abstecher zur bekannten und immer wieder faszinierenden Eisbachwelle, kaum 300 Meter entfernt, widmen wir uns jetzt aber den Hüten. Und die sind mehr als nur irgendetwas auf dem Kopf:
Hauptsache Hut: Redewendungen
In früheren Zeiten waren Kopfbedeckungen immens wichtig, erkennbar auch an der Vielzahl der dazu vorhandenen Redewendungen:
- So erwies man sich anderen gegenüber als höflich, indem man seinen Hut zog.
- Und ein „Hut ab“ gilt bis heute als Respektsbekundung für eine Leistung.
- Auch dass viele noch immer versuchen, scheinbar unvereinbare Dinge „unter einen Hut zu bringen„, zeigt die Wichtigkeit, die dem Hut gebührte.
- „Auf der Hut“ musst du sein, wenn du vorsichtig sein sollst.
- Auch in Wendungen wie „wohl behütet“ oder „auf der Hut sein“ kommt das zum Ausdruck.
- Wenn allerdings jemand „etwas aus dem Hut zieht“ oder „zaubert“ ist das überraschend und etwas suspekt – sofern es sich nicht um einen Zaubertrick handelt.
- Voller Hoffnung „wirft man seinen Hut in den Ring„, um etwas zu erreichen,
- aber dass alle Hoffnung dahin ist, steht außer Frage, wenn einer „seinen Hut nehmen“ muss.
Ein Hut – wozu? Der Ursprung
Vom Ursprung her waren Hüte jedoch ganz einfach und zu allererst ein Schutz vor Wind und Wetter.
Nach und nach jedoch wurden Kopfbedeckungen zum Rangabzeichen von Adel und Klerus, zeichneten Stände aus und machten Unterschiede zwischen Stadt- und Landbevölkerung deutlich.
Sie waren Zeichen von Hierarchien, schufen Distanz oder stärkten Zusammengehörigkeit und waren damit so etwas wie ein nonverbales Kommunikationsmittel und auch Erkennungszeichen: Ein weibliches Wesen durfte erst eine gewisse Kopfbedeckung tragen, wenn es „unter der Haube“, also verheiratet war.
Und natürlich konnte sich auch nicht jeder und jede einen solchen Hut leisten. Das war auch immer eine Art, seinen oder ihren Reichtum zu zeigen.
Motto: Zeig mir deinen Hut und ich sage dir, wer du bist!
Modisches Accessoire
Zugleich wurden Kopfbedeckungen aber auch zum begehrten modischen Accessoire. Noch bis ungefähr zur Mitte des 20. Jahrhunderts setzten Männer genauso wie Frauen Hüte auf, wenn sie das Haus verließen.
In älteren Filmen lässt sich das ganz wunderbar erleben. Wer kennt nicht Humphrey Bogart in Casablanca? Oder all die Diven mit Hut, von Maria Callas über Sophia Loren bis zu Marlene Dietrich – sie alle waren schon einmal geheimnisvolle Lady mit Hut.
Veränderung in den 1960er-Jahren
Der große Einbruch kam in den 1960er-Jahren:
Männliche Pilzköpfe wollten offen getragen werden, auf hochtoupierten Frauenfrisuren störten Hüte nur. Seither ist die Anzahl der Hutträger und -trägerinnen stark rückläufig.
Anders sieht das aus, wenn du beispielsweise im englischen Ascot beim Pferderennen dabei sein willst – da könntest du dich huttechnisch wirklich austoben, da gibt es die wildesten Kreationen zu bewundern.
Auch als königliches Familienmitglied wäre das kein Problem – legendär sind die farblich aufs Kostüm abgestimmten Hüte der gerade verstorbenen Queen.
Überhaupt gibt es in Großbritannien bei festlichen Gelegenheiten für viele Frauen kein Halten: ein Fascinator darf es gerne sein.
Anders als ein Hut hat der Fascinator rein dekorative Funktion. Da er den Kopf kaum bedeckt, bietet er keinen oder wenig Schutz vor dem Wetter. Fascinators werden besonders in Großbritannien zu festlichen Anlässen getragen.
Wikipedia
Ansonsten gibt es bei uns nicht so viele passende Gelegenheiten, einen Hut zu tragen. Obwohl: im Sommer ist ein großer Sonnenhut schon klasse!
Ausstellung: Hauptsache. Hüte, Hauben, Hip-Hop-Caps
Beste Gelegenheit, sich einen Hut mal wieder aufs Haupt zu setzen, bietet ein Besuch der Ausstellung „Hauptsache. Hüte, Hauben, Hip-Hop-Caps“ im Bayerischen Nationalmuseum.
Mit rund 250 Exponaten gibt das Museum einen Überblick über die Kulturgeschichte der Kopfbedeckung vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Die Bestände des Hauses zeigen Mitren, Hüte und Hauben aus dem 15. bis 17. Jahrhundert, schwelgen in der Fülle von Beispielen aus dem 18. und 19. Jahrhundert, im 20. und 21. Jahrhundert ergänzen Unternehmens- und private Leihgaben die Ausstellung.
Wunderschöne Kreationen und sogar Schlafmützen sind dabei.
Zusätzlich lassen zahlreiche Gemälde und Fotografien sowie einige Skulpturen erahnen, wie die Kopfbedeckungen im Zusammenhang mit der Kleidung wirkten, was gerade bei den Biedermeier-Modellen geradezu berauschend ist.
Auch ein Puppenhaus in Form eines Hutladens von 1809 ist wunderschön anzusehen. In einigen Fällen – wie bei der prachtvollen Flinderhaube aus Nürnberg aus dem 17. Jahrhundert – wird an Hand einer Miniaturrekonstruktion zusätzlich die Produktionstechnik verdeutlicht. In einem Kabinett gibt es Materialien und Werkzeuge sowie Filme über das Hutmacher- und Modisten-Handwerk.
Einem Geheimnis auf der Spur
Als Kind habe ich mich immer gefragt, wie denn wohl der sagenhafte und geheimnisvolle Chapeau Claque funktioniert. Mein Vater hatte sogar einen, das hat mir damals mächtig imponiert. Et Voilá: Geheimnis gelüftet! Zwei eingearbeitete Federn entfalteten sich auf Anschlag.
Hut auf!
In einem prächtigen Nebenraum stehen dann auch Hüte zum Aufsetzen und Ausprobieren bereit sowie eine Fotobox, um Selfies zu machen.
Das ist ein wirklicher Spaß! Leider ist der Teddy-Hut nicht dabei, aber Fransen haben ja auch was, oder?
Die Räume sind nach Jahrhunderten geordnet und mit auffallenden knalligen Farben gestaltet. Diese unterschiedlich gestrichenen Wände machen richtig gute Laune und bringen frischen Wind in die alten Säle.
Mein Lieblingshut findet sich ganz am Ende: Ist der nicht toll?
Fazit
Das hat Spaß gemacht! Insgesamt ist die Ausstellung eine wirklich reichhaltige, wenn auch etwas gleichartige Präsentation. Gefehlt hat neben den tollen Modellen ein bisschen mehr Abwechslung, vielleicht in Form von Filmen, Modenschauen oder Ähnlichem.
Da gibt es schließlich tolle Beispiele wie etwa den Stetson von Indiana Jones aus seinen Filmen, den berühmten Panamahut auf berühmten Köpfen oder einige der behüteten weiblichen Diven des vorigen Jahrhunderts.
Gefehlt haben mir auch noch ein paar mehr Beispiele für Caps, die ja schließlich auch im Titel der Ausstellung stehen. Aber immerhin:
Wenn du die Gelegenheit hast, dir die Ausstellung anzusehen, kann ich sie dir aber auf jeden Fall empfehlen. Und wer weiß: Vielleicht hast du dann auch wieder Lust auf einen schicken Hut bekommen.
Schreib doch mal, ob du Hüte magst oder sogar trägst, würde mich freuen.
Mehr über München kannst du auch hier lesen: Die endlose Treppe, Das Schlachthofviertel, Zwei Theater in München, Schloss Blutenburg …
Hauptsache. Hüte, Hauben, Hip-Hop-Caps, Bayerisches Nationalmuseum, Prinzregentenstr. 3, Mi., 20. Okt. bis 30. April 2023
Eintrittspreis in die Hut-Ausstellung:
Eintritt regulär: 12 Euro // ermäßigt: 8 Euro, Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre frei.
Das Ticket gilt nicht nur für die Hut-Ausstellung – sondern auch für alle anderen aktuellen Ausstellungen im Bayerischen Nationalmuseum in München.
Öffnungszeiten:
Dienstag – Sonntag 10:00 – 17:00 Uhr, Donnerstag 10:00 – 20:00 Uhr
Montags hat das Bayerische Nationalmuseum – so wie alle Pinakotheken und viele andere Museen in München geschlossen.
Noch ein Wort zum Bayerischen Nationalmuseum
Das Bayerische Nationalmuseum zählt zu den großen kunst- und kulturhistorischen Museen Europas und geht auf eine Gründung von König Maximilian II. im Jahr 1855 zurück. Gebaut wurde es von dem Münchner Architekten Gabriel Seidl.
Die wichtigsten Infos auf einen Blick
- Lage: Im Lehel direkt am Rand des Englischen Gartens
- Museums-Kategorie: Kunst und Kulturgeschichte
- Kinderprogramm: Regelmäßige Familienführungen und Mitmachaktionen
- Empfohlene Aufenthaltsdauer: 90 Minuten (ohne Führung)
- Anfahrt: Tram 16 oder Bus 100 bis Nationalmuseum/Haus der Kunst, U4/U5 bis Lehel
- Parken: Gebührenpflichtige Parkmöglichkeiten in der Nähe vorhanden
Prinzregentenstr. 3, 80538 München, https://www.bayerisches-nationalmuseum.de/